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Andrew Lang: Folklorist and Critic.
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hat es auf dem Gebiete der Ethnologie durch sein Werk "The Making of Religion" gethan. Hat er auch damit unserer Wissenschaft einen Dienst geleistet? Zweifellos. Die Wissenschaft leidet immer dann Schaden, wenn sie, durch eine übermächtige Zeitströmung fortgerissen, zu schnell etwas als "verloren" betrachtet und vor da an es nicht mehr gebührend würdigt. Das war hier nach dem Zeugnis bedeutender Gelehrter, z.B. Mr. Hartland's, geschehen.

Das Jahr 1859 wird für immer in der Geschichte der Wissenschaft vom Menschen eines der bedeutsamsten bleiben. Es brachte die Anerkennung der prähistorischen Forschungen Boucher de Perthes durch Sir Charles Lyell und die Veröffentlichung dreier bedeutsamer Werke: Charles Darwin's "On the Origin of Species by means of Natural Selection", Theodor Waitz's "Anthropologie der Naturvölker ", und Adolf Bastian's Erstlingswerk "Der Mensch in der Geschichte". In diesen vier Ereignissen brachen die Quellen einer machtvoller Strömung hervor, die in immer steigender Masse mit übermächtiger Gewalt alles mit sich fortriss. Das war der Gedanke einer absoluten und universalen aufsteigenden Entwicklung. Er trat zuerst auf in der Gestalt einer bescheidenen Hypothese, wuchs heran zu einer geachteten Theorie und wuchs sich endlich aus zu einem intoleranten Dogma, das seine uneingeschränkte Anerkennung beinahe mit der Selbstverständlichkeit eines Axioms forderte. Bei manchen ging die Entwicklung noch einen Schritt weiter: es bildete sich eine Art evolutionistischer Mentalität, die kaum mehr imstande ist anders als evolutionistisch zu denken, die gar nicht begreifen kann, wie andere noch anders denken können, und die infolgedessen, wenn sie auf solche "Ketzer" stösst, mehr oder weniger geneigt ist, deren wissenschafthche Arbeiten auf blosse vorgefasste Meinungen zurückzuführen, besonders wenn diese Verwegenen zufällig auch noch in ihrer Religion oder in ihrem Stand als Vertreter einer andern Weltanschauung erscheinen.

Und doch wird die Zahl solcher "Abtrünniger" immer grösser. Auf dem Gebiete der eigentlichen Naturwissenschaften, wo die scharfere Bestimmtheit des Gegenstandes auch dem spekulierenden Geist eine starkere Nötigung zur Besonnenheit auferlegt, ist man schon rüstig am Werk, den Evolutionsgedanken nicht