Der Zauberlehrling (1798)

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Textdaten
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
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Titel: Der Zauberlehrling
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1798, S. 32 - 37
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1797 (Balladenjahr)
Erscheinungsdatum: 1798
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstdruck. Siehe auch Ausgabe letzter Hand
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[32]
Der Zauberlehrling.


     Hat der alte Hexenmeister,
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.

5
Seine Wort und Werke

Merkt ich, und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Thu ich Wunder auch.
          Walle! walle!

10
     Manche Strecke,

     Daß zum Zwecke,
     Wasser fließe,
     Und, mit reichem vollem Schwalle,
     Zu dem Bade sich ergieße.

15
     Und nun komm du alter Besen,

Nimm die schlechten Lumpenhüllen,

[33]

Bist schon lange Knecht gewesen,
Nun erfülle meinen Willen.
Auf zwey Beinen stehe,

20
Oben sey ein Kopf,

Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf.
          Walle! walle!
     Manche Strecke,

25
     Daß, zum Zwecke,

     Wasser fließe,
     Und, mit reichem vollem Schwalle,
     Zu dem Bade sich ergieße.

     Seht er läuft zum Ufer nieder,

30
Warlich ist schon an dem Flusse,

Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweytenmale!
Wie das Becken schwillt!

35
Wie sich jede Schaale

Voll mit Wasser füllt!

[34]

          Stehe! Stehe!
     Denn wir haben
     Deiner Gaben

40
     Vollgemessen! –

     Ach ich merk es, wehe! wehe!
     Hab ich doch das Wort vergessen!

     Ach! das Wort, worauf am Ende
Er das wird was er gewesen.

45
Ach er läuft und bringt behende,

Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse

50
Stürzen auf mich ein.

          Nein nicht länger
     Kann ichs lassen,
     Will ihn fassen.
     Das ist Tücke!

55
     Ach! nun wird mir immer bänger!

     Welche Mine! welche Blicke!

[35]

     O! du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh ich über jede Schwelle

60
Doch schon Wasserströme laufen.

Ein verruchter Besen
Der nicht hören will!
Stock! der du gewesen,
Steh doch wieder still!

65
          Willsts am Ende

     Gar nicht lassen;
     Will dich fassen,
     Will dich halten,
     Und das alte Holz behende

70
     Mit dem scharfen Beile spalten.


     Seht da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nun auf dich werfe,
Gleich, o Kobold! liegst du nieder,
Krachend trifft die glatte Schärfe.

75
Warlich braf getroffen!
[36]

Seht er ist entzwey,
Und nun kann ich hoffen,
Und ich athme frey!
          Wehe! wehe!

80
     Beyde Theile

     Stehn, in Eile,
     Schon als Knechte
     Völlig fertig in die Höhe!
     Helft mir ach ihr hohen Mächte!

85
     Und sie laufen! Naß und nässer

Wirds im Saal und auf den Stufen,
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör mich rufen!
Ach! da kommt der Meister!

90
Herr, die Noth ist groß,

Die ich rief die Geister
Werd ich nun nicht los.
          „In die Ecke,
     Besen! Besen!

[37]
95
     Seyds gewesen.

     Denn als Geister
     Ruft euch nur zu seinem Zwecke,
     Erst hervor der alte Meister.“

GOETHE.


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