Topographia Sueviae: Göppingen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Göppingen
<<<Vorheriger
Gochsheim
Nächster>>>
Graben
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 83–84.
[[| in Wikisource]]
Göppingen in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T27]
[83]
Göppingen.

Dieser Orth / so fünff Meilen vnterhalb Vlm / vnd vier von Eßlingen / auff selbiger Strasse / gelegen / ist vmbs Jahr Christi 1129. zur Statt worden. Hat zwey Hauptthor / vnd ein Pförtlein für die Fußgänger / so gegen Mitternacht ligt / vnnd das Pfaffenthor genandt wirdt. Item / ein Kirchen in der Statt / vnnd eine ausserhalb / in welcher aber allein Sommerszeit gepredigt wirdt.

Das Schloß ist ins Gevierdte / vnd sehr prächtig erbawet / vnnd mit Wasser / darüber eine Brücken gehet / vmbgeben worden; an welchem / vor dem jetzigen Krieg / ein herrlicher schöner Garten gewesen. Diese Statt ligt in der Ebne / ist klein / vnd hat geringe Häuser. Hat vorhin / sampt dem zerstörten Schloß Hohenstauffen (dessen Herren Göppingen sollen erbawet haben) in der Nachbarschafft gelegen / dem Hertzog von Würtenberg gehört / vnd ist durch 2. Vögt / Burgermeister / vnd Rath / regirt worden. Diser Zeit aber hat die Ertzhertzogin Claudia von Oesterreich / zu Inßbruck / besagtes Hohenstauffen / vnd Göppingen; daher auch etliche Geistliche der Röm. Cathol. Religion sich allhie befinden; gleichwol noch den Burgern jhr Religions-Exercitium auch gelassen wirdt. Der Boden herumb ist fruchtbar; der Lufft geschlacht / vnd gesundt.

In der Franckfurtischen Frühlings-Relation / deß Jahrs 1643. wirdt gemeldt / es hätte im Jenner / der General Herr Johann von Werth Göppingen erobert / vnnd die gantze Statt außplündern lassen. An. 1649. ist diese Statt / vnd Ambt Ihr Fürstl. Gn. Herrn Eberharden / Hertzogen von Würtenberg vermög Gen. Frieden-Schlusses restituirt worden.

Vor dem Obernthor / gegen Stutgartwarts / ist der berümbte Sawerbronn / so auß dem Berg daselbst herauß rinnet; darbey ein schönes Badhauß; so im Sommer von vielen Leuten gebraucht wirdt / dessen Krafft ist zu digeriren / eröffnen / abzulösen / zureinigen / zu treiben / zuverzehren / zu erwärmen / zu stärcken / vnnd zu heylen. Es löset auff die innerliche Verstopffungen der Leber / deß Miltzes / der Nieren / vnd Blasen / fördert den Harn / vnd vertreibet das schwärlich / vnd tröpfflingicht Harnen: Stärcket den schwachen / blöden / vnlustigen Magen / machet wol däwen / vnd bringet Lust zu essen / vertreibt die Gelbsucht / die dreytägige vnordentliche Fieber / vnd alle Kranckheiten / so von der Gallen / vnd Fäulung der Feuchte entspringen. Treibet auß die Spulwürm / vnnd stillet das schmerzlich Grimmen / vnd Därmgicht. Er nimmt hinweg die böse abscheuliche gestalt deß Leibs / vnd den Anfang der Wassersucht: er stärcket alle innerliche Glieder / treibet auß den schweiß / vnd reiniget die erkälte vnd verschleimte Mutter von aller schädlichen Feuchte vnd Vnsauberkeit. Treibet auch auß das eingenommene Gifft / vnd verzehret es; so Hertzog Christoff von Württemberg / deme in [84] Franckreich Gifft beygebracht worden / selbsten mit Nutzen / vnd seiner Restitution / erfahren hat. Eusserlich ist er dienlich die krämpffige / vnd lahme Glieder vom Podagra, vnd der Gliedsucht / zu stärcken / vertreibet Schmerzen / vnd Geschwulst der Glieder / heylet die vbelgeheylete Beinbrüch vnd Wunden / stärcket die lahmen / ermüdeten / schwachen Glieder / vertreibet die Erhart- vnd Verstarrung der Sennadern / Nerven / etc. Er heylet alle Grind / Räude / Schirpen / Flechten / vnd Zittermal / auch die böse Geschwär an heimblichen Orthen / bey Mannen vnnd Frawen.

Noch ein anderer Sawerbronn ligt auff einen Doppelhackenschuß von Göppingen / bey einem Meyerhoff / so dem vorigen gleich ist. Vnd ein gute halbe Meil von Göppingen ligt Jebenhausen / da es wider einen Sawerbronnen hat / welcher / wie der Göppinger / beydes zu baden vnd zu trincken / in gemeinem Brauch allein / daß er an der Krafft vnd Würckung etwas stärcker ist. Von dar ist noch eine halbe Meil zu dem berühmbsten Würtenbergischen Bad Boll / so vier Meilen von Vlm / zwo von dem Vlmischen Sauerbronnen Vberkingen / vnd zwo Stund von Wiesensteig / gelegen / dessen Bronnen-Wasser einen Geruch / wie eine Büchsen / wann sie abgeschossen worden / von sich gibet / vnd einen Durst im Trincken verursachet. Wirdt auß angedeutem Bronnen / mit Eymern künstlich gezogen / also / daß ein Eymer nach dem andern sich immer fort selbst außgeußt; welches Wasser aber gewärmet werden muß. Wird wider die Podagrische / vnd erlähmte Glieder / allerley Vnreinigkeit der Haut / vnd zu andern Gebresten deß Leibs / von vielen nutzlich gebraucht; darvon Doct. Bauhinus, in einem eygenen Tractat / mit mehrerm zu lesen. Das Bad- vnd Wirtshauß war vor diesem wol erbawet / vnd gegen vber mit einem schönen Garten von allerley Gewächsen / zur Nutzbarkeit / vnd Lust / wol versehen. Nicht weit darvon ist das Dorff dieses Nahmens / so in das Göppinger Ampt gehörig. Es lag oberhalb vor Zeiten / auff dem Berg Burghalden / das Schloß Land-Ehr / darinn die H. Bertha gewohnet / ein Gemahlin drey fürnehmer Grafen / nämblich / Johannis von Ravenstein / Albrechts von Klingenstein / vnd Heinrichs von Irtenberg. Crusius in Annalibus Suevicis; Jacob. Theod. Tabernemontanus in seinem newen / Wasserschatz; & Fama publica.

[T27]