The Raven; with literary and historical commentary/German

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GERMAN.

The German language has a capability of reproducing English thought possessed by no other national speech. Even poetry may be transferred from the one tongue to the other without, in many cases, any very great loss of beauty or power. The German language is richer in rhymes than the English, and in it finer shades of thought may be expressed; moreover, its capacity of combination—its wealth of compound words—is greater. These advantages are, however, to some extent, counterbalanced by various difficulties, such as the greater length of its words and their different grammatical positions.

Of the many English poems which have been effectively rendered into German by translators The Raven is one of the most remarkable examples of success. Among those who have overcome the difficulty of transferring the weird ballad from the one language to the other no one has, to our thinking, displayed greater skill than Herr Carl Theodor Eben, whose translation, Der Rabe, was published, with illustrations, in Philadelphia, in 1869.

Fräulein Betty Jacobson contributed a careful and cleverly executed translation of the Raven to the Magazin fur die Liter atur des Auslandes for 28 February, 1880. Herr Eben's and Fräulein Jacobson's translations we give in full. Herr Niclas Müller, though a German by birth, a resident in the United States, has, also, published a translation that has been warmly commended in his adopted country, and from his skilful manipulation of Poe's poem the two first stanzas may be cited:—

"Einst in einer Mittnacht schaurig, als ich müde sass und traurig
Ueber manchem sonderbaren Buche längst-vergessner Lehr',
Während ich halb träumend nickte, Etwas plötzlich leise pickte,
Als ob Jemand sachte tickte, tickte an die Thüre her,
'Ein Besuch,' so sprach ich leise, 'tickend an die Thüre her,
Das allein und sonst nichts mehr.'


"O, genau Kann ich's noch sehen; kalt blies des Dezember's Wehen;
Jeder Funke malte seinen Schein mir an dem Boden her—
Sehnlich wünscht'ich nah den Mongen, und umsonst sucht'ich zu borgen
End' in Büchern meiner Sorgen, um das Mädchen sorgenschwer,
Um die strahlende Lenore, so genannt in Engelsherr—
Hier wird sie genannt nicht mehr."


Carl Eben's translation of The Raven, which poem he truthfully described as, from an artistic point of view, the most important and perfect in the English language, is as follows:—

DER RABE.

Mitternacht umgab mich schaurig, als ich einsam, trüb und traurig,
Sinnend sasz und las von mancher längstverkung'nen Mähr' und Lehr'—
Als ich schon mit matten Blicken im Begriff, in Schlaf zu nicken,
Horte plötzlich ich ein Ticken an die Zimmerthüre her;
"Ein Besuch wohl noch," so dacht' ich, "den der Zufall führet her—
Ein Besuch und sonst Nichts mehr."


Wohl hab' ich's im Sinn behalten, im Dezember war's, im kalten,
Und gespenstige Gestalten warf des Feuers Schein umher.
Sehnlich wünscht' ich mir den Morgen, keine Lind'rung war zu borgen
Aus den Büchern für die Sorgen—für die Sorgen tief und schwer
Um die Sel'ge, die Lenoren nennt der Engel heilig Heer—
Hier, ach, nennt sie Niemand mehr!


Jedes Rauschen der Gardinen, die mir wie Gespenster schienen,
Füllte nun mein Herz mit Schrecken—Schrecken nie gefühlt vorher;
Wie es bebte, wie es sagte, bis ich endlich wieder sagte:
"Ein Besuch wohl, der es wagte, in der Nacht zu kommen her—
Ein Besuch, der spät es wagte, in der Nacht zu kommen her;
Dies allein und sonst Nichts mehr."

Und ermannt nach diesen Worten öffnete ich stracks die Pforten:
"Dame oder Herr," so sprach ich, "bitte um Verzeihung sehr!
Doch ich war mit matten Blicken im Begriff, in Schlaf zu nicken,
Und so leis scholl Euer Ticken an die Zimmerthüre her,
Dasz ich kaum es recht vernommen; doch nun seid willkommen sehr!"—
Dunkel da und sonst Nichts mehr.


Düster in das Dunkel schauend stand ich lange starr und grauend,
Träume träumend, die hienieden nie ein Mensch geträumt vorher;
Zweifel schwarz den Sinn bethörte, Nichts die Stille drauszen störte,
Nur das eine Wort man hörte, nur "Lenore?" klang es her;
Selber haucht' ich's, und "Lenore!" trug das Echo trauernd her—
Einzig dies und sonst Nichts mehr.


Als ich nun mit tiefem Bangen wieder in's Gemach gegangen,
Hört' ich bald ein neues Pochen, etwas lauter als vorher.
"Sicher," sprach ich da mit Beben, "an das Fenster pocht' es eben,
Nun wohlan, so lasz mich streben, dasz ich mir das Ding erklär'—
Still, mein Herz, dasz ich mit Ruhe dies Geheimnisz mir erklär'—
Wohl der Wind und sonst Nichts mehr."
Risz das Fenster auf jetzunder, und herein stolzirt'—o Wunder!
Ein gewalt'ger, hochbejahrter Rabe schwirrend zu mir her;
Flog mit macht'gen Flügelstreichen, ohne Grusz und Dankeszeichen,
Stolz und stattlich sonder Gleichen, nach der Thüre hoch und hehr—
Flog nach einer Pallasbüste ob der Thüre hoch und hehr—
Setzte sich und sonst Nichts mehr.


Und trotz meiner Trauer brachte der dahin mich, datz ich lachte,
So gesetzt und gravitätisch herrscht' auf meiner Büste er.
"Ob auch alt und nah dem Grabe," sprach ich, "bist kein feiger Knabe,
Grimmer, glattgeschor'ner Rabe, der Du kamst vom Schattenheer—
Sprich, welch' stolzen Namen führst Du in der Nacht pluton'schem Heer? "
Sprach der Rabe: "Nimmermehr."


Ganz erstaunt war ich, zu hören dies Geschöpf mich so belehren,
Schien auch wenig Sinn zu liegen in dem Wort bedeutungsleer;
Denn wohl Keiner könnte sagen, dasz ihm je in seinen Tagen
Sonder Zier und sonder Zager so ein Thier erschienen wär',
Das auf seiner Marmobüste ob der Thür gesessen war'
Mit dem Namen "Nimmermehr."

Dieses Wort nur sprach der Rabe dumpf und hohl, wie aus dem Grabe,
Als ob seine ganze Seele in dem einen Worte wär'.
Weiter nichts ward dahn gesprochen, nur mem Herz noch hört' ich pochen,
Bis das Schweigen ich gebrochen: "Andre Freunde floh'n seither—
Morgen wird auch er mich fliehen, wie die Hoffhung floh seither."
Sprach der Rabe: "Nimmermehr!"


Immer höher stieg mein Staunen bei des Raben dunklem Raunen,
Doch ich dachte: "Ohne Zweifel weisz er dies und sonst Nichts mehr;
Hat's von seinem armen Meister, dem des Unglücks sinstre Geister
Drohten dreist und drohten dreister, bis er trüb und trauerschwer—
Bis ihm schwand der Hoffhung Schimmer, und er fortan seufzte schwer:
'O nimmer—nimmermehr!'"


Trotz der Trauer wieder brachte er dahin mich, dasz ich lachte;
Einen Armstuhl endlich rollte ich zu Thür und Vogel her.
In den sammt'nen Kissen liegend, in die Hand die Wange schmiegend,
Sann ich, hin und her mich wiegend, was des Wortes Deutung wär'—
Was der grimme, sinst're Vogel aus dem nächt'gen Schattenheer
Wollt' mit seinem "Nimmermehr."

Dieses sasz ich still ermessend, doch des Vogels nicht vergessend,
Dessen Feueraugen jetzo mir das Herz beklemmten sehr;
Und mit schmerzlichen Gefühlen liesz mein Haupt ich lange wühlen
In den veilchenfarb'nen Pfühlen, überstrahlt vom Lichte hehr—
Ach, in diesen sammtnen Pfühlen, überstrahlt vom Lichte hehr—
Ruhet sie jetzt nimmermehr!


Und ich wähnte, durch die Lüfte wallten süsze Weihrauchdüfte,
Ausgestreut durch unsichtbare Seraphshände um mich her.
"Lethe," rief ich, "susze Spende schickt Dir Gott durch Engelshände,
Dasz sich von Lenoren wende Deine Trauer tief und schwer!
Nimm, o nimm die süsze Spende und vergisz der Trauer schwer! "
Sprach der Rabe: "Nimmermehr!"


"Gramprophet!" rief ich voll Zweifel, "ob Du Vogel oder Teufel!
Ob die Holle Dich mir sandte, ob der Sturm Dich wehte her!
Du, der von des Orkus Strande—Du, der von dem Schreckenlande
Sich zu mir, dem Trüben, wandte—künde mir mein heisz Begehr:
Find' ich Balsam noch in Gilead? ist noch Trost im Gnadenmeer? "
Sprach der Rabe: "Nimmermehr!"

"Gramprophet!" rief ich voll Zweifel, "ob Du Vogel oder Teufel!
Bei dem ew'gen Himmel droben, bei dem Gott, den ich verehr'—
Künde mir, ob ich Lenoren, die hienieden ich verloren,
Wieder sind' an Edens Thoren—sie, die thront im Engelsheer—
Jene Sel'ge, die Lenoren nennt der Engel heilig Heer!"
Sprach der Rabe: "Nimmermehr!"


"Sei dies Wort das Trennungszeichen! Vogel. Dämon, Du muszt weichen!
Fleuch zuriick zum Sturmesgrauen, oder zum pluton'schen Heer!
Keine Feder lasz zuriicke mir als Zeichen Deiner Tücke;
Lasz allein mich dem Geschicke—wagie nie Dich wieder her!
Fort und lasz mein Herz in Frieden, das gepeinigt Du so sehr! "
Sprach der Rabe: "Nimmermehr!"


Und der Rabe weichet nimmer—sitzt noch immer,—sitzt noch immer
Auf der blassen Pallasbüste ob der Thüre hoch und her;
Sitzt mit geisterhaftem Munkeln, seine Feueraugen funkeln
Gar dämonisch aus dem dunkeln, düstern Schatten um ihn her;
Und mein Geist wird aus dem Schatten, den er breitet um mich her,
Sich erheben—nimmermehr.


Fräulein Betty Jacobson's popular translation runs thus:—


DER RABE.

Einst um Mitternacht, gar schaurig, sass ich brütend müd und traurig
Ueber seltsam krausen Büchern, bergend haldvergess'ne Lehr;
Fast schon nickt' ich schlafbefangen, plötzlich draussen kam's gegangen,
Kam wie leise suchend näher, tappte an der Thür umher:
"'s ist ein Gas wohl," murrt' ich leise, "tappend an der Thür umher;
Nur ein später Gast,—was mehr?"


Deutlich ist mir's noch geblieben, im December war's, dem trüben,
Geisterhaft verlöschend hüpften Funken im Kamin umher,
Heiss herbei sehnt' ich den Morgen, den aus Büchern Trost zu borgen
Für den Kummer um Lenore, war mein Herz zu trüb und schwer;
Um Lenoren, die nur Engel droben nennen, licht und hehr!—
Ach, hier nennt sie Niemand mehr!


Und das leise Rascheln, Rauschen, wie von seidnen Vorhangs Bauschen,
Füllte mich mit Angst und Grauen, das ich nie gekannt bisher.
Deutlich fühlt' mein Herz ich schlagen, musste zu mir selber sagen:
"Jemand kommt mich zu besuchen, tappt nun an der Thür umher—
Noch ein später Gas will Einlass, suchend tappt er hin und her;
Nur ein später Gast, was mehr?"—

Als besiegt des Herzens Zagen, fing ich deutlich an zu fragen;
"Ob ihr Herr seid oder Dame, um Verzeihung bitt' ich sehr,
Denn ich war so schaf befangen, und so leis kamt ihr gegangen,
Dass ich zweifle, ob ich wirklich Schritte hörte hier umher,"—
Hier riss ich die Thiir auf, draussen—Alles finster, still und leer!
Tiefes Dunkel, und nichts mehr!


Unverwandt ins Dunkel starrend, stand ich lange, zweifelnd harrend;
Sann und träumte, wie wohl nimmer Sterbliche geträumt bisher;
Aber lautlos war das Schweigen, Niemand kam sich mir zu zeigen,
Nur ein einzig Wort erklang wie flüsternd aus der Ferne her;
Leise rief ich's: "Leonore!"—Echo tönte trüb und schwer!—
Dieses Wort, und sonst nights mehr!—


Rückwärts trat ich nun ins Zimmer, zagend schlug mein Herz noch immer,
Und schon wieder hört ich's draussen lauter trippeln hin und her;
Diesmal schein das dumpfe Klingen von dem Fenster her zu dringen:
"Dies Geheimnis, ich ergründ' es, schlägt mein Herz auch noch so sehr;
Still mein Herz, ergriinden will ich's, birgt es sich auch noch so sehr;—
's ist der Wind nur, und nichts mehr!"—

Auf schob ich den Fensterriegel, da—mit leisem Schlag der Flugel,
Kam hereinstolzirt ein Rabe, wie aus altersgrauer Mär,
Ohne mit dem Kopf zu nicken, ohne nur sich umzublicken,
Flog er auf die Pallasbüste, die geschmückt mit Helm und Wehr
Ueberm Thürgesimse glänzte, setzte drauf sich oben her;
Sass, und rührte sich, nicht mehr.


Und mir war's, als wollten fliehen meine trüben Phantasieen
Vor dem Raben, der so ernst und gravitätisch blickte her.
"Ist dein Kopf auch kahlgeschoren, nicht zu grausem Spuk erkoren
Bist du, bist kein grimmes Schreckbild von dem nächtlich düstern Meer,
Sprich, wie ist dein hoheitsvoller Name dort an Pluto's Meer?"—
Sprach der Rabe: "Nimmermehr! "—


Als ich dieses Wort vernommen, hat mich Staunen überkommen,
Schien das Wort auch ohne Absicht und als Antwort inhaltsleer;
Denn wer wüsste wohl zu sagen, ob es je in unsern Tagen
Einem Sterblichen begegnet, das ein Rabe flog daher,
Der zum Sitz die Pallasböste sich erkor mit Helm und Wehr,
Und sich nannte: "Nimmermehr!"—

Und der Rabe sass alleine auf der Büste, sprache das eine
Wort nor aus, als ob es seiner Seele ganzer Inhalt wär',
Liess sonst keinen Laut vernehmen, leblos sass er wie ein Schemen,
Bis ich leise murmelnd sagte: "Morgen, sicher, flieht auch er,
Wie die Freunde mich verliessen, wie die Hoffnung floh vorher!"—
Doch da sprach er: "Nimmermehr!"—


Nun die Stille war gebrochen durch dies Wort so klug gesprochen,
"Ohne Zweifel," sagt' ich, "blieb es übrig ihm aus alter Lehr',
Einst gehört von einem Meister, den des Unheils böse Geister
Hart und härter stets bedrängten, bis sein Lied von Klagen schwer,
Bis das Grablied seiner Hoffnung, nur von düstrer Klage schwer;
Tönte: "Nimmer-nimmermehr!"—


Doch die trüben Phantasieen vor dem Raben mussten fliehen,
Und so schob vor Thür und Vogel einen Sessel ich daher,
Sinnend Haupt in Händen wiegend, mich ins sammtne Polster schmiegend
Sucht ich's forschend zu ergrübeln, was der Rabe ungefähr
Was der grimme, geisterhafte, ernste Vogel ungefähr,
Meinte mit dem "Nimmermehr!"

Tief in Sinnen so versunken, starrt' ich in des Feuers Funken,
Und ich mied des Vogels Auge, das gleich einem feur'gen Speer
Mir ins Herz drang; die Gedanken schweiften durch des Lebens Schranken,
In die sammtnen Polster presste ich mein Haupt so mild und schwer,—
In die Polster, drauf der Lampe Schimmer flackert hin und her,
Lehnt ihr Haupt sich nimmermehr!


Da durchwürzt mit einem Male wie aus einer Räucherschale
Schien die Luft, als schritten Engel Weihrauch spenden vor mir her;
"Ja, dein Gott hat euch gesendet, mir durch Seraphim gespendet,
Leonoren zu verschmerzen, Trostes lindernde Gewähr!—
Trink, o trink den Trank aus Lethe, sei Vergessen noch so schwer!"
Sprach der Rabe: "Nimmermehr!"


"Du Prophet, o schrecklich Wesen, Vogel oder Freund des Bösen,
Sandte dich die Hölle oder warf ein Sturmwind dich hieher?
Hoffnungslos, doch ohne Zagen, will noch einmal ich dich fragen
Nach verborgnem Geisterlande,—gieb, o Schrecklicher, Gehör:
—Find ich Balsam einst in Gilead?—Sprich, o sprich und gieb Gehör! "
Sprach der Rabe: "Nimmermehr!"

"Du Prophet, o schrecklich Wesen, Vogel oder Freund des Bösen,
Bei dem Himmelszelt dort oben, bei des Höchsten Sternenheer,
Stille meines Herzens Flehen, sprich, ob einst in Edens Höhen
Ich Lenoren wiederfinde, jene Einz'ge rein und hehr—
Engel nennen sie Lenore, jene Heil'ge rein und hehr."—
Sprach der Rabe: "Nimmermehr!"


"Sei dies Wort das Abschiedszeichen," schrie ich, "fort! In Nacht entweichen
Magst du, Dämon, in die Sturmnacht fort zu Pluto's schwarzem Meer!
Keine Feder vom Gewande lass der Lüge hier zum Pfande,
Lass mich ungestört und einsam, lass die Büste droben leer,
Zieh den Pfeil aus meinem Herzen, lass den Platz dort oben leer!"
Sprach der Rabe: "Nimmermehr!"


Und der Rabe, ohne Regen, ohn' ein Glied nur zu bewegen,
Hockt auf Pallas' bleicher Büste, starr und schweigend wie vorher;
Seiner Dämonaugen Funken leuchten wie in Traum versunken,
Seinen Schatten wirft die Lampe schwarz und lang ins Zimmer her,
Und die Seele kann dem Schatten, der am Boden schwankt umher,
Nicht entfliehen—nimmermehr!—


Among other noteworthy translations of The Raven into German may be mentioned one by Spielhagen, the well-known novelist, and yet another by Adolf Strodtmann. Strodtmann, who appears to have accepted Poe's Philosophy of Composition as a statement of facts, has translated that essay as an appendix to Der Rabe. From his rendering of the poem published in Hamburg (Lieder und Balladenbuch Americanischer und Englischer Dichter) 1862, the following excerpts may be made:—

I.

Einst zur Nachtzeit, trüb und schaurig, als ich schmazensmüd und traurig
Sasz und brütend, sann ob mancher seltsam halbvergessnen Lehr,—
Als ich fast in Schlaf gefallen, hörte plötzlich ich erschallen
An der Thür ein leises Hallen, gleich als ob's ein Klopfen wär'.
"'S ist ein Wandrer wohl," so sprach ich, "der verirrt von üngefähr,—
Ein Verinter, sonst nichts mehr."


II.

In der rauhsten zeit des Jahres, im Decembermonat war es,
Flackernd warf ein wunderbares Licht das Feuer rings umher.
Heisz ersehnte ich den Morgen;—aus den Büchern, ach! zu borgen
War Kein Frost fur meine Sorgen um die Maid, geliebt so sehr,
Um die Maid, die jetzt Lenore wird genannt im Engelsheer—
Hier, ach, nennt kein wort sie mehr!

* * * * *

V.

Ängstlich in das Dunkel starrend blieb ich stehn, verwundert, harrend
Träume träumend, die Kein armer Erdensohn geträumt vorher.
Doch nur von des Herzens Pochen ward die Stille unterbrochen,
Und als ein' ges Wort gesprochen ward: "Lenore?" kummerschwer,
Selber sprach ich's, und: "Lenore!" trug das Echo zu mir her,—
Nur dies Wort, und sonst nichts mehr.

* * * * *

XIII.

Und der Rabe, schwartz and dunkel, sitzt mit krächzendem Gemunkel
Noch auf meiner Pallasbüste ob der Thür bedeutungschwer.
Seine Dämonaugen glühen unheilvoll mit wildem Sprühen,
Seine Flügel Schatten zieben an dem Boden breitumher;
Und mein Hertz wird aus dem Schatten, der mich einhüllt weit umher,
Sich erheben—nimmermehr!