Über den Caffe

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<<
Autor: Picander
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Über den Caffe
Untertitel: Cantata
aus: Picanders Ernst-Schertzhaffte und Satyrische Gedichte. 3. Teil, S. 564–567
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1732
Verlag: Johann Theodor Boetius
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
Textgrundlage für J. S. Bachs Kantate Schweigt stille, plaudert nicht, deren zwei letzte – hier fehlenden – Stücke, Nun geht und sucht der alte Schlendrian (Tenor) und Die Katze läßt das Mausen nicht (Chor), von einem unbekannten Dichter stammen
Eintrag in der GND: [1]
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[564]

XIV.

Über den Caffe.

CANTATA.

Schweigt stille, plaudert nicht,
Und höret, was ietzund geschicht:

[565]

Da kömmt Herr Schlendrian
Mit seiner Tochter, Ließgen, her;

5
Er brummt ja! wie ein Zeidel-Bär,

Hört selber, was sie ihm gethan!

 ARIA.
Schlendr.
     Hat man nicht mit seinen Kindern
          Hundert tausend Hudeley.
     Was ich immer alle Tage

10
     Meiner Tochter, Ließgen, sage,

          Gehet ohne Frucht vorbey.
 Da Capo.

Du böses Kind, du loses Mädgen,
Ach! wenn erlang ich meinen Zweck,
Thu mir den Coffe weg.

Ließg.

15
Herr Vater, seyd doch nicht so scharff,

Wenn ich des Tages nicht dreymahl
Mein Schälgen Coffe trincken darf,
So werd ich ja zu meiner Quaal
Wie ein verdorrtes Ziegen Bräthgen.

 ARIA.

20
     Ey! wie schmeckt der Coffe süsse,

     Lieblicher als tausend Küsse,
          Milder als Muscaten-Wein.
     Coffe, Coffe muß ich haben;
     Und wenn iemand mich will laben,

25
          Ach so schenckt mir Coffe ein.

 Da Capo.

[566]

Schl.
Wenn du mir nicht den Coffe läst,
So solst du auf kein Hochzeit-Fest,
Auch nicht spatzieren gehn.

Ließg.
Ach ja!

30
Nur lasset mir den Coffe da.


Schl.
Da hab ich nun den kleinen Affen!
Ich will dir keinen Fischbein-Rock
Nach ietzger Weite schaffen.

Ließg.
Ich kan mich leicht darzu verstehn.

Schl.

35
Du solst nicht an das Fenster treten

Und keinen sehn vorüber gehn.

Ließg.
Auch dieses; Doch seyd nur gebethen
Und lasset mir den Coffe stehn.

Schl.
Du solst auch nicht von meiner Hand

40
Ein silbern, oder goldnes Band

Auf deine Haube kriegen.

Ließg.
Ja! ja! nur last mir mein Vergnügen.

Schl.
Du loses Ließgen du,
So giebst du mir denn alles zu.

 ARIA.

45
     Mädgen die von harten Sinnen,

     Sind nicht leichte zu gewinnen.
     Doch trifft man den rechten Orth:
     O! so kömmt man glücklich fort.

Nun folge, was dein Vater spricht.

Ließg.

50
In allem, nur den Caffe nicht.


Schl.
Wohlan! so must du dich bequehmen

[567]

Auch niemahls einen Mann zu nehmen.

Ließg.
Ach! ja, Herr Vater einen Mann!

Schl.
Ich schwere, daß es nicht geschicht.

Ließg.

55
Biß ich den Caffe lassen kan?

Nun! Caffe, bleib nur immer liegen;
Herr Vater hört, ich trincke keinen nicht.

Schl.
So solst du endlich einen kriegen.

 ARIA.
Ließg.
     Heute noch,

60
     Lieber Vater, thut es doch.

     Ach! ein Mann!
     Warlich dieser steht mir an.
     Wenn es sich doch balde fügte,
     Daß ich endlich vor Caffe,

65
     Eh ich noch zu Bette geh,

     Einen wackern Liebsten kriegte.

[Vignette]