ADB:Bohlen, Peter von

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Artikel „Bohlen, Peter v.“ von August Leskien in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 61, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bohlen,_Peter_von&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 06:35 Uhr UTC)
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Band 3 (1876), S. 61 (Quelle).
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Bohlen: Peter v. B., Orientalist, geb. 13. März 1796 im Dorfe Wüppels im Jeverlande, war der Sohn eines armen Bauern (den von der Familie aufgegeben Adelstitel nahm P. v. B. wieder auf), verwaiste früh und verlebte eine wechselvolle, fast abenteuerliche Jugendzeit: er war zuerst Lehrling bei einem Schneider, dann Diener eines französischen Generals, kam mit diesem nach Hamburg, wo er die Belagerung unter Davoust mit durchmachte, wurde nach Abzug der Franzosen Kellner, endlich Diener und Gehülfe in einem kaufmännischen Geschäft. Seine gute Begabung und ein reger Sinn für geistige Thätigkeit bewogen ihn, die immer vermißte weitere Ausbildung zu suchen, und es gelang ihm, 1817 in die Tertia des Hamburger Johanneum aufgenommen zu werden, das er rasch absolvirte. Schon auf der Schule hatte er Hebräisch, Arabisch und Persisch angefangen und fertigte sogar als Schüler des akademischen Gymnasiums einen Katalog der arabischen und persischen Handschriften der Hamburger Stadtbibliothek an. Mit Hamburgischer Unterstützung ging er 1821 zum Studium der Theologie und Orientalia nach Halle, wo er sich wesentlich an Gesenius anschloß. Dieser veranlaßte ihn zur Herausgabe seiner ersten Schrift „Symbolae ad interpretationem Sacr. Cod. ex lingua Persica“, 1822, und verschaffte ihm eine Unterstützung vom preußischen Ministerium. 1822 ging B. nach Bonn, um bei Freitag Arabisch, bei A. W. Schlegel Sanskrit zu treiben, 1825 ward er zunächst als besoldeter Docent in Königsberg angestellt, 1826 Extraordinarius, 1828 Ordinarius. Auf einer Reise nach London 1837 wurde er heftig brustkrank, ein Aufenthalt in Hyères brachte keine Heilung, so daß er sich 1839 pensionieren ließ und nach Halle übersiedelte, wo er am 6. Februar 1840 starb. Bohlen’s Werke (unter ihnen die größeren: „Das alte Indien mit besonderer Rücksicht auf Aegypten“, 2 Bände. 1830; – „Die Genesis, historisch-kritisch erläutert“, 1835; – „Bhartriharis sententiae etc.“, 1833; – „Ritusanhâra sive tempestatum cyclus, carmen Kâlidâsi“, 1840) haben darunter gelitten, daß er seine Kraft auf verschiedenen Gebieten zersplitterte (Hebräisch, Arabisch, Sanskrit und manches andere), namentlich aber dadurch, daß seinen grammatischen Kenntnissen die rechte Genauigkeit fehlte und er überdies große Neigung zu schnellem Construiren auf einer oft ungenügenden Grundlage hatte.

Autobiographie des Dr. Peter v. Bohlen, herausgegeben von Johannes Voigt. Königsberg 1841 (mit Portrait).