ADB:Christian (Herzog von Sachsen-Eisenberg)

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Artikel „Christian, Herzog von Sachsen-Eisenberg“ von August Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 178–180, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Christian_(Herzog_von_Sachsen-Eisenberg)&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 10:40 Uhr UTC)
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Christian, einziger Herzog von Sachsen-Eisenberg, geb. am 6. Jan. 1653 zu Gotha, † am 28. April 1707 zu Eisenberg, war der fünfte von den Söhnen Herzog Ernsts des Frommen von Sachsen-Gotha. Schon frühzeitig fand er Geschmack an wissenschaftlichen Gegenständen, besonders an der Geschichte und [179] den schönen Künsten. Er besuchte im Jahre 1669 die Universität Straßburg, bereiste 1672 mit seinen Brüdern Bernhard und Heinrich Holland und die Niederlande, dann 1673 die Schweiz, Italien, Savoyen und Frankreich, endlich nach dem Tode seines Vaters (1675) Oesterreich, Ungarn, und wiederum Italien. Nach seiner Rückkehr wählte er Eisenberg zu seiner Residenz und vermählte sich (13. Februar 1677) mit der Prinzessin Christiane, Tochter des Herzogs Christian, Administrators zu Merseburg. Mit ihr hielt er am 17. März 1677 seinen Einzug in das von ihm erweiterte und nach ihm benannte Schloß, die Christiansburg. Durch einen Vergleich mit seinen Brüdern (19. April 1678) erhielt er zu seiner Hofhaltung die vier Städte und Aemter Eisenberg, Ronneburg, Roda und Camburg und 12142 Mfl. 18 Gr. jährlich baar. Am 24. Februar 1680 wurde dieser Vergleich bestätigt und für immer festgestellt, und ihm außerdem 5438 Mfl. Nachschußgelder und 3000 Mfl. jährlich vom Herzog Friedrich I., seinem ältern Bruder, bewilligt. Allein Ch. verstand es nicht, seine Ausgaben nach seinen Einnahmen einzurichten. Sein Hofstaat bestand aus 95 Personen, sein Marstall in der Regel aus 40 Pferden. Weil er mit vielen auswärtigen Gelehrten in brieflicher Verbindung stand, legte er (1698) in Eisenberg eine Post an. Zur Aufführung kleiner Schauspiele ließ er (1683) ein kleines Theater im Schlosse errichten, und eine kleine Capelle besolden. Im Jahre 1680 ließ er durch italienische Baumeister und Künstler die prächtige Schloßkirche zu bauen anfangen und 1683 den Schloßgarten und hinter dem Schlosse eine Reitbahn anlegen. Die Knabenschule erweiterte er und erhob sie im J. 1688 zu einem Lyceum, stiftete mit großer Freigebigkeit (1702) einen Freitisch von 12 Stellen, erbaute 1682 eine neue Mädchenschule, 1689 ein neues Schulgebäude und ließ eine neue Schulordnung entwerfen. Aus dem Schortenthale ließ er das Quellwasser auf eigene Kosten durch dazu in seinem Laboratorium gegossene bleierne Röhren in den Schloßhof und in die Stadt leiten (1702.) Dem italienischen Baumeister seiner Schloßkirche baute er in der Nähe des Schlosses ein eigenes Haus. In einer von ihm errichteten Münzstätte wurden eine Menge Denk- und Schaumünzen, ganze und halbe Ducaten, Viertel- und Zweidrittelthaler, Zwanzigkreuzer, Groschen, Sechser, Dreier und Pfennige geprägt. Als von der Stadt das Rathhaus erweitert wurde, unterstützte er den Bau auf das freigebigste. Alle diese Unternehmungen kosteten mehr als der Herzog einnahm. Dazu kam noch sein unwiderstehlicher und verderblicher Hang zur Alchemisterei, welchen unredliche Diener nährten mit der trügerischen Hoffnung, daß er dadurch zu unermeßlichen Reichthümern gelangen werde. So hatten ihm diese Betrüger einen massiven goldnen Sarg, einen Diamant von 1 Pfund, einen Klosterschatz zu Laußnitz von 10 Millionen und die wahre Goldtinctur zugesichert. In seiner Verblendung nannte sich der Herzog selbst den „Abt der heiligen Jungfrau zu Laußnitz Theophilus“. In den letzten Jahren seines Lebens glaubte der Herzog selbst mit Geistern in besonderer Verbindung zu stehen und im Jahre 1705 erschienen ihm in seinem abenteuerlich ausgeschmückten Betzimmer die Schatten des Herzogs Johann Casimir von Sachsen-Coburg und seiner untreuen Gemahlin Anna, die Herzog Ch. durch sein Gebet wieder versöhnte. Der feste Glaube, mit Hülfe der Alchemie außerordentliche Schätze zu gewinnen, ließ ihn schon im J. 1699 zur Errichtung eines adelichen Fräuleinstifts 400000 Rth., zu einer Armen- und Waisenschule 240000 Rth., zu einem Zuchthause 320000 Rth. bestimmen, und vier Wochen vor seinem Tode erließ er seinen Unterthanen die Steuern auf drei Jahre. Natürlich starb er mit Hinterlassung einer bedeutenden Schuldenmasse. Seine sämmtlichen Einnahmen beliefen sich nur auf 23585 Rth. und für seine eigene Person blieben ihm jährlich nur 8 Thaler. Er sah sich genöthigt, Gelder zu borgen und Einschränkungen im fürstlichen Haushalte [180] zu machen. Im Jahre 1705 entließ er 41 Personen aus seinem Dienste, die übrigen mußten mit geringeren Besoldungen zufrieden sein. Im J. 1685 hatte er Bergwerke in der Nähe von Cursdorf angelegt, die aber den gewünschten Ertrag nicht lieferten. Noch 14 Tage vor seinem Tode mußte er sein Kammergut zu Petersberg verpfänden. Ch. war ein wohlwollender menschenfreundlicher Fürst, dessen Streben dahin ging, sein Land und seine Unterthanen glücklich zu machen. Sein frommer Sinn artete in Aberglaube aus. Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin (13. März 1679) vermählte er sich zum zweiten Male mit der hessen-darmstädtischen Prinzessin Sophie Marie (9. Februar 1681). Seine Tochter Christiane aus der ersten Ehe vermählte sich (15. Februar 1699) mit dem Herzoge Philipp Ernst von Holstein-Glücksburg, starb aber schon am 4. Mai 1722. Mit Herzog Ch. starb die von ihm gegründete eisenbergische Linie wieder aus. Sein Land fiel an Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha.

August Leberecht Beck, Chronik der Stadt und des Amtes Eisenberg. Eisenberg 1843. Bd. I. 51.