ADB:Fürstenau, Karl Gottfried

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Artikel „Fürstenau, Karl Gottfried“ von Karl Theodor von Inama-Sternegg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 216–217, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:F%C3%BCrstenau,_Karl_Gottfried&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 00:27 Uhr UTC)
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Fürstenau: Karl Gottfried F., als Theologe, Nationalökonom und Philosoph bekannt, war geboren zu Rinteln am 24. Nov. 1734. Seinen ersten Unterricht erhielt er von seinem Vater Johann Hermann (s. o.) und seinem Bruder Johann Friedrich F., der Mediciner war. Seine höheren Studien machte er an der Akademie zu Rinteln und erhielt daselbst im J. 1753 die Würde eines Magisters. Im nämlichen Jahre noch wandte er sich nach Marienburg, um dort Unterricht zu ertheilen und sich zugleich als Prediger zu versuchen. Nach dem Tode seines Vaters (1756) verließ er Ostpreußen und wurde am Ende dieses Jahres an der Universität seiner Vaterstadt zum Professor für die ökonomischen Fächer ernannt, neben welchen er aber auch Vorträge über hebräische Sprache und Litteraturgeschichte, [217] sowie über Logik und Metaphysik hielt. Im J. 1764 wurde ihm auch das öffentliche Lehramt der Logik und Metaphysik neben der ökonomischen Lehrkanzel verliehen und im J. 1780 wurde er Primarius der philosophischen Facultät. Als solcher starb er am 23. Juni 1803. An seiner Universität wie in seinem engeren Vaterlande genoß er großes Ansehen und erfreute sich auch wegen seines vortrefflichen Charakters großer Verehrung, wie aus drei Nekrologen ersichtlich ist, welche bald nach seinem Tode erschienen sind. Eine bleibende Stelle in der Litteratur hat er sich durch seine verständige und maßvolle Vertretung der physiokratischen Wirthschaftslehre gesichert. Mit praktischem Blicke, der ihn durchweg auszeichnet, wußte er den idealen Gehalt der Lehre und die Frage ihrer praktischen Ausführbarkeit zu trennen, und so warm er für den ersteren eintrat, so entschieden sprach er es andererseits aus, daß wenig Hoffnung zur Einführung der Physiokratie in den alten, auf die gemeine Weise eingerichteten Staaten sei. Seine Einschränkungen und Berichtigungen des Systems waren allerdings so weitgehend, daß seine Gegner ihm nachsagten, er spiele nur noch mit dem Worte, während der Inhalt seiner Lehre mit dem Physiokratismus nichts mehr gemein habe. Vielleicht hat ihn gerade die scharfe Opposition, die er auf seine erste Schrift: „Versuch einer Apologie des physiokratischen Systems“, Kassel 1779, erfuhr, in der Folge mehr von dem Felde der Oekonomie abgedrängt; außer einem Aufsatze über die Verwandlung der Domänen in Bauerngüter (in den hessischen Beiträgen 2. Bd. 3. St. 1786) finden wir ihn später vornämlich als Kritiker der Kant’schen Philosophie und als Prediger thätig. Von seinen Söhnen war der ältere, Johann Philipp Karl, Syndikus der Akademie, später Bürgermeister von Rinteln, der zweite, Hartmann Gottfried, wurde Landphysikus in Pech, starb aber noch vor seinem Vater im J. 1800. Die wichtigsten Kritiken seiner Schrift über das physiokratische System sind enthalten a) in Büsching’s wöchentlichen Nachrichten, 1780, 23. Stück, S. 181; b) Göttinger gel. Anz. 1780, 48. St., S. 766; c) Pfeiffer, Antiphysiokratie, 1780, S. 345 ff. und d) Will, Versuch über die Physiokratie, 1782.

Nekrologe von J. T. G. Holzapfel, Memor. – von Professor Wachler in den theolog. Nachrichten 1803, Nr. XXVI S. 293. – von Pfarrer G. L. Ulrich zu Zwesten im hess. Magaz. 1803, 26. St. S. 447 f. – Strieder, Hess. Gel.-Gesch. IV, 1784. Meusel, Gel. Teutschl. Roscher, Gesch. d. Nat.-Oek., S. 492.