ADB:Gennep, Jaspar von

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Artikel „Gennep, Jaspar von“ von Jakob Franck, Ernst Kelchner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 793–794, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gennep,_Jaspar_von&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 08:01 Uhr UTC)
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Gennep: Jaspar von G. (Caspar Genepaeus), Buchdrucker und Schriftsteller zu Köln zwischen 1532–1580. Geburts- und Todesjahr sind unbekannt. Seine Hauptthätigkeit fällt in die Periode des Kampfes zwischen dem Kölner Domcapitel und dem mit der lutherischen Bewegung sympathisirenden Erzbischofe Hermann von Wied und umfaßte neben den Werken seiner eigenen Presse auch solche auswärtiger Officinen, namentlich Antwerpener und Löwener Firmen, sowie den Verlag von Schriften, die fast ausschließlich dem Gebiete der religiösen Polemik, der Gebetbuchlitteratur und der amtlichen Kirchenerlasse angehörten und zu deren Vertriebe er auf Betreiben des Rectors der Universität unter der Bedingung nur katholische Bücher zu verlegen, das kaiserliche Privilegium erhalten hatte. In seinem Verlage erschien auch 1552 eines Andernacher Dichters Matth. Creutz Fastnachtsspiel (Goedeke Gr. I, 319). Das Zeichen seiner Druckerei war eine Tuchscheere, der er entweder die Initialen J. G. oder S. P. P. T (Surgit Pulchrius Penia Tonsa) beigab, doch bediente er sich in späterer Zeit eines anderen Emblems, das Roth-Scholz (Insignia Typograph. Sect. V, N. 59) abgebildet hat und dessen Symbolum lautet: Sicut lilium inter spinas. Aehnlich wie so manche Topographen seiner Zeit, die wissenschaftlich und litterarisch thätig waren, widmete auch G. die Mußestunden, die ihm der Betrieb seines Geschäftes ließ, der Schriftstellerei, wenn gleich seine polemische Thätigkeit auf diesem Gebiete keine besonders glückliche zu nennen ist. Denn über sein prosaisches Hauptwerk, das eine Widerlegung des Sleidanus bezweckte: „Epitome, warhafftige Beschreibung der vornemsten Händel, so sich in geistlichen und weltlichen Sachen … verlauffen haben“, 1559, Fol. fällt selbst der Jesuit Hartzheim in seiner Biblioth. Colon. p. 50 und 250 das Urtheil, es sei geschrieben „infeliciori Minerva“. Ein zweites ähnliches Werk, ein polemischer Laienkatechismus, führt den Titel: „Rede vnd Antwort der jetzigen Zweyspaltung in der Christlichen Kirchen“ etc. 1542 und 1557. Von verhältnißmäßig größerem Werthe ist seine geistliche, auch mit Erlaubniß des Kölner Rathes 1539 öffentlich aufgeführte Komödie: „Homulus. Der sünden loin ist der Toid …“, Cöllen by Jaspar von Gennep. M. D. XL. 4. (Gymn.-Bibl. an St. Gereon in Köln; vgl. auch für die späteren Ausgaben Goedeke a. a. O. 317–18), deren Bedeutung und Erfolg in der Berührung einer in den religiösen Kämpfen jener theologisch streitbaren Zeit stark ventilirten Frage, der Rechtfertigungslehre liegt. Uebrigens ist nur der allerkleinste Theil dieses in einer Mischung von nieder- und oberrheinischem Dialecte geschriebenen Spieles persönliches Eigenthum des G. Die Hauptquelle war ihm, wie er selbst in der Vorrede zur ersten Ausgabe sagt, eine mit Zusätzen aus anderen beliebten Spielen jener Zeit bereicherte Bearbeitung des 1536 in seiner Officin gedruckten „Homulus“ des Petrus Diesthemius und die englische Moralität „Every-man“; über andere Quellen vergleiche Goedeke, Homulus und Hekastus, Hannov. 1857. Aus diesen Quellen, und das Verdienst bleibt ihm unbestritten, hat G. es verstanden, ein einheitliches kunstgerecht zusammengesetztes Ganze zu schaffen, „was uns dagegen von diesen bekannt ist und die Art und Weise dieser Zusammensetzung nöthigen uns die moralische Gewißheit auf, daß Gennep’s Eigenthumsrecht selbst auf die Scenen, deren Original nicht mehr anzugeben ist, sehr zweifelhafter Natur ist.“ Allerdings beanspruchte er, wie aus seiner Vorrede sich ergibt, dasselbe auch durchaus nicht („hab ich mir fürgenommen, ezliche matery darin zu trecken“) und es war ja, wie bekannt, das System der gegenseitigen Ausplünderung in einer so rastlos arbeitenden Zeit wie der des 16. Jahrhunderts wol erklärlich und vielfach recipirt. So hatte auch Leonh. Culmann (vgl. Bd. IV [794] S. 639) kein Bedenken, den „Homulus“ des Gennep und dieser wiederum den des Petrus van Diest zu plündern, welcher letztere schließlich auf einer dem 16. Jahrhundert angehörenden englischen Moralität „Every-man“ beruht. Vgl. Hamelmann, Op. gen. hist. p. 1340. L. Ennen, Theatr. Vorstell. in der Reichsstadt Cöln, in der Zeitschr. für Preuß. Gesch. und Landeskunde, 1869. Goedeke, P. Gengenbach, S. 54–76. 448–59. 605. Norrenberg, Kölnisches Literaturleben im ersten Viertel des 16. Jahrh. und dessen „Homulus“ (mit einem Abdrucke des Gedichtes von 1544), Viersen 1873. – C. P. Serrure, Vaderlandsch Museum voor nederl. letterk. etc. I (1855) Bl. 34–40.

Als Nachdrucker gelangte G. zu einer bedenklichen Berühmtheit durch Cyriacus Spangenberg, der wegen des verfälschten Nachdruckes des kleinen Katechismus seines Vaters Johann Spangenberg in seinem Buch „Wider die böse Sieben in des Teuffels Kernöffel Spiel“ von ihm sagt: „Der heilose Mann Caspar Gennep, Buchdrucker zu Cölln, hat nicht Genüge dran, daß er mich und andere Evangelische Lehrer, so noch (als lange Gott will) im Leben sind, mit unerfindlichen Lügen schändet und lästert, sondern schonet auch derer nicht, die nun vorlängst nach viel gehabter Mühe und Treue im Weinberge des Herrn seliglich sind entschlaffen, welcher Nahmen, Ehr und gut Gerüchte er ihnen abschneidet, und darzu auch ihre Arbeit und Schriften nicht als ein ehrlicher Mann, schändlich verkehret und verfälschet. Und ein solches redliches Stücklein hat er sonderlich bewiesen an meines lieben Vatern seligen Johann Spangenberg’s Catechismus“. Cyriacus Spangenberg hatte eine Gegenschrift gegen die Widerlegung des Sleidanus, welche G. im J. 1559 hatte drucken lassen, geschrieben, auf welche eine neue Schrift von jenem folgte, unter dem Titel: „Eyn Ernsthaff | tiges Gespräch zwischen Jaspar Gen | nep Burger und Buchdrucker zu | Cöllen und Cyriaco Spangen | berg über die Geschicht Beschrei | bung Johannis Sleidani. | Allen liebhabern der Warheit Nütz | lich und kurtzweilich zu lesen. | MDLXI |“ und diese Schrift ist für die Buchdruckergeschichte wichtig, da sie auf Blatt 8 ff. das Verzeichniß der von G. verlegten Bücher enthält.

Vgl. Lesser, Historie der Buchdruckerey S. 363 ff. Geßner, Buchdruckerkunst, III. Bd. 254 ff. Grässe, Lehrbuch der Litterärgeschichte III. 1. Abth. S. 158. Varrentrapp, H. v. Wied u. sein Reformationsversuch in Köln, Anhang S. 49*–52*.