ADB:Rütten, Joseph

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Artikel „Rütten, Joseph Jakob“ von Rudolf Jung in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 657, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%BCtten,_Joseph&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 20:13 Uhr UTC)
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Rütten: Joseph Jakob R., früher Rindskopf, seit 1842 Rütten, wurde am 22. December 1805 als Sohn eines jüdischen Handelsmannes in Frankfurt a. M. geboren und erhielt seine Schulbildung in dem Philanthropin, der israelitischen Realschule seiner Vaterstadt; 1823–1831 war er im väterlichen Geschäfte thätig. Der junge Kaufmann beschäftigte sich sehr eifrig mit deutscher und französischer Litteratur und wurde lebhaft von den politischen und litterarischen Kämpfen, welche der Julirevolution folgten, berührt. Er stand mit seinen politischen und religiösen Ueberzeugungen auf der Seite der entschieden liberalen Partei und trat in persönliche Beziehungen zu Ludwig Börne und dessen Freundeskreis. Seine litterarisch-politischen Neigungen veranlaßten ihn 1842 zur Gründung einer Buchhandlung, die noch heute unter der Firma Litterarische Anstalt Rütten und Löning in Frankfurt a. M., blüht; R. blieb ihr Leiter bis zu seinem Ende. In seinem Verlag erschienen die Gesammelten Werke von Gutzkow, die neue vollständige Ausgabe der gesammelten Schriften von Börne in 12 Bänden (s. d. A. Reinganum), ferner Werke von Voigt, Hartmann, D. Strauß; auch Hoffmann’s „Struwwelpeter“ ist von Rütten’s Firma verlegt worden. R. wußte sich bald nicht nur im localen, sondern auch im allgemeinen deutschen Buchhandel eine geachtete Stellung zu verschaffen; im allgemeinen wie im süddeutschen Buchhändler-Verband war er als Vorstandsmitglied ein durch geschäftliche Einsicht wie durch Charakter ausgezeichnet wirkender Mitarbeiter. In seiner Vaterstadt wurde er 1848 Mitglied der verfassunggebenden Versammlung, zu deren demokratischer Majorität er gehörte, und 1857 Mitglied der gesetzgebenden Versammlung. Lange Jahre gehörte er dem Vorstande der Polytechnischen Gesellschaft an und war einer der Mitgründer ihrer Schule. Eine besondere Thätigkeit hat er der Realschule der israelitischen Gemeinde gewidmet, auf der er seine Jugendbildung empfangen hatte; 18 Jahre lang war er Mitglied des Schulrathes und hat seine Liebe zur Anstalt durch eine Stiftung bethätigt, deren Zinsen der wissenschaftlichen und pädagogischen Fortbildung der Lehrer dienen sollten. Er starb hochgeachtet von allen seinen Mitbürgern am 19. Juni 1878.

Mit Benutzung einer Aufzeichnung von Dr. H. Baerwald.