ADB:Roten, Leo Lucian von

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Artikel „Roten, Leo Lucian von“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 529, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roten,_Leo_Lucian_von&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 13:58 Uhr UTC)
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Roten: Leo Lucian von R., schweizerischer Politiker und Dichter, geboren 1824 in Raron, Kanton Wallis, † am 5. August 1898 auf Breitmatten bei Eischoll, Kanton Wallis. Nachdem R. in München seine Rechtsstudien vollendet hatte – in packender Weise erzählte er von seinen Erfahrungen während des Lola Montez-Sturmes 1848 –, kehrte er in seinen Heimathkanton zurück, dem er schon 1847 im Sonderbundskriege als Landsturmadjutant gedient hatte. Nach Ablegung des Notariatsexamens war er zuerst journalistisch thätig, wurde aber auch alsbald in den Großen Rath des Kantons gewählt, dem er bis zu seinem Tod angehörte. 1857 und 1858 vertrat er seinen Kanton als Ständerath in der Bundesversammlung, und 1859 wurde er Vicekanzler, 1875 Mitglied des Regierungsraths, dessen Präsidium er mehrmals bekleidete; vorzüglich als Vorsteher des Erziehungsdepartements hat er sich dabei verdient gemacht. Erst in der letzten Lebenszeit hatte er sich in das Privatleben zurückgezogen. R. besaß eine eifrige Zuneigung zu historischen Studien und war 1861 ein Mitbegründer der geschichtsforschenden Gesellschaft des Oberwallis, seit dem Jahre 1865 deren Präsident, später, nach der Neuconstituirung 1888, wieder deren Vorsitzender. Eine vortreffliche biographische Arbeit gab R. 1896 in die Serie der Neujahrsblätter der zürcherischen Künstlergesellschaft, die von Pietät durchhauchte, lebenswahre Schilderung des meisterhaften Darstellers des Walliser Lebens, des dem Biographen congenialen Malers Raphael R. (vgl. d. Art.). R. war ein verständnißvoller Freund der deutschen Litteratur, über die er einige Jahre hindurch am Lyceum von Sitten gern gehörte Vorträge hielt; und daneben verfocht er in dem zweisprachigen Lande als Kanzleichef wacker und erfolgreich die Geltung der deutschen Sprache. Seine warm empfundene Dichtung: „Der Morgen im Kyffhäuser“ bewies die innige Theilnahme des Oberwallisers an dem Wiedererstehen des Deutschen Reiches. Allein ganz voran widmete er seine Muse seinem heimischen Thale: wie der von ihm geschilderte Künstler der Maler des Wallis gewesen ist, so war er dessen Dichter. Seine „Wiederklänge aus dem Rhonethale“, ein letztes Gedicht, erst kurz vor dem Tode geschrieben: „An das Bietschhorn“, ebenso eine Dorfgeschichte: „Die Fähnderbesetzung“, ein Schauspiel: „Peter von Raron“ haben ihren Stoff dem Wallis entnommen. Daneben stehen einige weitere Dichtungen, Novellen, ein Lustspiel, ein Trauerspiel: „Des Polen Opfertod“ und Anderes. Der ritterliche Mann galt unter seinen Landsleuten als „ein Mensch voll Seelenadel, ein musterhafter Christ, eine reichbegabte Natur, ein glühender Patriot“.

Vgl. Walliser Bote, Nr. 33/34 von 1898, Anzeiger für schweizerische Geschichte, Bd. VIII, S. 126 u. 127, Bd. IX, S. 188 u. 189.