ADB:Rottmayr von Rosenbrunn, Johann Michael

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Artikel „Rottmayr von Rosenbrunn, Johann Michael“ von Albert Ilg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 402–404, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rottmayr_von_Rosenbrunn,_Johann_Michael&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 01:04 Uhr UTC)
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Rottmayr: Johann Michael R., später in den Adelstand erhoben mit dem Prädicate v. Rosenbrunn, Maler, wurde zu Lauffen im Salzburgischen 1652 (nicht 1660) geboren. Seine Erziehung erhielt er als Chorknabe im nahen Benedictinerstifte Michelbeuern, dann kam er in die Schule des Carlo Lotto in Venedig. In der Folge finden wir ihn in Mähren und Böhmen, wo er an mehreren Orten, so in der Schloßcapelle von Choltiz das Bild des h. Romedius, malte. Es war dies im J. 1692. Das Schloß gehörte dem Grafengeschlechte der Thun-Hohenstein, welches damals dem Erzbisthum Salzburg in Cardinal Johann Ernst einen besonders kunstsinnigen Hirten gegeben hatte. Auch im Saale des Thun’schen Palastes in Prag malte er Scenen aus dem trojanischen Kriege, welche 1794 von Feuer zerstört wurden. Es ist nicht sicher, ob der Künstler nun von Böhmen damals schon nach Breslau ging, wo er 1696 die großen Deckenfresken bei den Jesuiten ausgeführt hat, oder ob er nicht vorher kürzere Zeit wieder in Salzburg verweilte. Das Familiengrab, welches er sich hier in der Vorhalle der Peterskirche stiftete, trägt das Datum 1693. Daß er schon 1685 sich nach Wien begeben habe, wie behauptet wird, ist kaum anzunehmen; ich finde ihn dort nicht vor 1700. Salzburg ist reich an Arbeiten des Meisters, doch sind manche erst später von Wien aus für Salzburg geliefert worden. Bekannt sind mir davon: die gewaltigen Deckenbilder des Carabinersaales in der erzbischöflichen (jetzt kaiserlichen) Residenz; jene in der Sommerreitschule; die Altarbilder: Sct. Nicolaus Tolent, bei den Augustinern in Mülln; der Gekreuzigte in der ehem. Salvatorkirche (verschollen), mehrere im Johannisspital, in der Universitätskirche, S. Anna bei den Cajetanern, bei den Franziskanern der Stifter des Ordens; die Fresken im Treppenhaus des Schlosses Mirabell; das Urtheil des Salomon und dasjenige Daniel’s im Rathhaus, der englische Gruß bei den Franziskanern, ehemals im Schloß Leopoldskron, jetzt verschwunden, sein Selbstporträt, Susanna im Bade, Magdalena, Apollo und Marsyas, S. Vitus, Christus und seine Mutter, S. Hieronymus und Magdalena, der Gekreuzigte, Iphigenie. In der ehem. Sammlung Volckmann: Ecce homo. Um jene Zeit entstand wol auch das Hochaltarbild in Michelbeuren, welches die Auferstehung des Herrn vorstellt. Im Kloster Schlierbach in Baiern malte er 1691–1692 die Altarblätter S. Katharina und Bernhard.

Seine ersten Arbeiten in der Kaiserstadt waren im Palais Liechtenstein in der Vorstadt Rossau die schönen Fresken der Durchfahrtshalle, den Plafond im Treppenhaus schmückt das Bild des Titanenkampfes. Im damaligen Speisesaal (jetzt Stiegenhaus) zu Schönbrunn malte er als Anspielung auf die damals [403] stattgehabte Abreise Karl’s III. nach Spanien 1703 das colossale Deckenfresko der Abfahrt der Griechen von Aulis. Um diese Zeit entstand das Deckenbild über dem Hochaltar in Klosterneuburg – Himmelfahrt Mariae –, welches öfters dem Daniel Gran zugeschrieben wird, der Plafond der Bibliothek im Stifte Heiligenkreuz aber schon 1701, das Hochaltarbild bei S. Ruprecht in Wien 1703, um 1705 begann seine umfassende Thätigkeit für die Ausschmückung der umgebauten Kirche S. Dorothea, Deckenfresken und sieben Altarbilder, welche heute verloren sind. Für Heiligenkreuz malte er wieder 1710 das große Gemälde S. Benedict und Scholastica sowie die Fresken im Kapitelsaal. Zwei große Plafondbilder auf Leinwand entstanden 1715 für den Saal des alten Wiener Rathhauses, (jetzt im neuen) für 1400 fl. Seit 1713 arbeitete er für die S. Peterskirche, das Altarbild S. Franziscus Sales. und die Kuppel ist erhalten. Für die Liebfrauenkirche in Prag vollendete er 1715 das Bild des h. Cajetan. In der prachtvollen Stiftskirche in Mölk malte R. im Verein mit dem Architekturmaler Ipolito Scanzoni 1718 die riesigen Fresken des Gewölbes, 1719 den h. Augustin für die Stiftskirche S. Florian in Oberösterreich, um 1723 den h. Karl Borr. für die Waisenhauskirche in Wien, im selben Jahre für Mölk S. Michael und die heil. drei Könige. Die damals geführten Verhandlungen wegen Herstellung der Fresken für den Kaisersaal in S. Florian zerschlugen sich und erhielten statt ihm die beiden Altomonte den Auftrag. Wieder für Mölk malte er 1727 die Taufe Christi, 1729 kaufte ihm die Stadt Wien um 1500 fl. Malereien für die neue Bibliothek ab. Die Ausschmückung der Kuppel in der Karlskirche hatte schon 1725 begonnen, ca. 1727 entstanden seine Fresken im Schlosse Frain in Mähren und die Taufe Christi für Borgo in Südtirol. 1729 malte er wieder eine Himmelfahrt Maria’s für Heiligenkreuz, 1730 einen h. Nicolaus für Grosprotta in Niederösterreich, ferner die Plafondfresken sowie die Altarbilder: Christus auf dem Oelberg, Stigmatisation des heil. Franciscus und S. Aegydius in Lanzendorf bei Wien. Der ausgezeichnete Künstler starb in letzterer Stadt am 25. Oct. 1730.

Weitere Schöpfungen Rottmayr’s, deren Entstehungszeit ich nicht anzugeben vermag, sind: die Fresken im Palais Hatzfeld in Breslau, im Verein mit dem Würzburgischen Hofmaler Robert Byß[WS 1] gemalt. S. Joseph und der Gekreuzigte in der Kirche zu Hietzing bei Wien; Pietà auf dem ehem. Friedhof in Innsbruck (nicht mehr vorhanden); S. Quirinus in Kleinmünchen bei Linz; Loth’s Töchter in der Münchener Pinakothek; S. Martin in Obersulz in Niederöstreich. Im Dom zu Passau Pauli Bekehrung, Enthauptung Johannis, S. Agnes, Sebastian. Plafond des großen Saals im Schlosse Pommersfelden, wo der Meister ein Jahr lang arbeitete, 1000 Th. erhielt und mit seiner Familie freigehalten wurde; die Fresken in Reitenhaslach; Tod der h. Anna in der Carmeliterkirche in Regensburg; Christus vor Pilatus, ehedem in Salzdahlum. Endlich noch in Wien: bei S. Stephan S. Carolus Borr., heil. Familie, Franciscus, Michael; bei den Paulanern die Kreuzigung; bei den Franziskanern eine Immaculata; bei den Minoriten das jüngste Gericht; bei S. Michael eine heil. Familie, in der kais. Galerie das Opfer der Iphigenie, in der Ambrasersammlung zwei Allegorien, in der Liechtensteingalerie Diana und Endymion, Venus und Adonis, Jupiter und Antiope, Mehreres im Joanneum in Graz, im Museum zu Hermannstadt in Siebenbürgen der Samariter, der verlorene Sohn, die Heilung des Blinden, Hiobs Verspottung, Mercur und Argus. Vierzehn Gemälde im Stift S. Paul in Kärnten, welche bald ihm, bald dem sog. Kremser Schmidt zugeschrieben werden, habe ich nicht gesehen. Ein schönes Porträt des Künstlers in Stiftzeichnung besitzt die Fideicommißbibliothek des Kaisers in Wien.

Leopold I. ernannte R. zum Hofmaler und ertheilte ihm am 21. Juli 1704 [404] den Adel; Karl VI. machte ihn noch zum Kammermaler. Unsere Anekdotenlitteratur erzählt von ihm die Geschichten, daß er zu lange Hälse gemalt und bei ungenügender Honorirung zu schlendern geliebt habe. Das ist Geschwätz. Gewiß aber war er einer der bedeutendsten Künstler der Barocke, gleich so vielen noch gar nicht gewürdigt. Seine Composition, sein Phantasiereichthum, sein Prachtsinn sind von monumental großartiger Wirkung. Dabei hat er ein lebendiges, kraftvolles, sattes Colorit. Besonders kennzeichnet seine Schöpfungen eine gewaltige Wucht der Formen, die am mächtigsten in den Fresken des Carabinersaales in Salzburg zur Erscheinung kommt.

Aus dem Manuscripte meines Werkes über die Fischer v. Erlach.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. gemeint ist wohl Johann Rudolf Byß (1660-1738)