ADB:Schaffshausen, Johann Diedrich

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Artikel „Schaffshausen, Johann Diedrich“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 550–551, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schaffshausen,_Johann_Diedrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:34 Uhr UTC)
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Schaffshausen: Johann Diedrich S., ein verdienstvoller Staatsmann Hamburgs, geboren 1643, † 1697. – Er gehörte einem, seit 1547 hier seßhaft gewordenen Geschlechte an, aus welchem vor wie nach ihm Mitglieder im Senat gesessen haben. Sein Großvater Konrad Schaffshausen war nach der Insel Oesel an der livländischen Küste verschlagen, wo er als Bürgermeister zu Arendsburg wirkte und starb. Dessen Sohn, Nicolaus, kehrte nach Deutschland zurück und zwar nach Lauenburg, wo er als Dr. iur., Comes Palatinus, herzoglicher Canzler und Geh. Rath in hohen Gnaden stand, bis er nach Hamburg zog, wo er starb. Einer seiner Söhne war obengedachter Joh. Diedrich S. (auch Joh. Theodorus genannt, wie man damals diesen deutschen Taufnamen latinisirte), geboren am 26. März 1643. Er studirte die Rechtswissenschaft in Helmstedt und Basel, wo er 1667 Doctor wurde und sodann auf zweijähriger Reise Italien, Frankreich und die Niederlande besuchte. Nach Hamburg heimgekehrt, wurde er 1677 zum Senator erwählt, in welcher Eigenschaft er sofort den schwierigen Amtmanns-(Gouverneurs-)Posten zu Ritzebüttel übernahm, sehr bald darauf aber vom Senat zu einer noch wichtigeren Mission ausersehen wurde. Mit dem Senator Meurer Lt., dem späteren Bürgermeister, ging er nach Nimwegen, um am dortigen Friedenscongreß die hamburgischen und hanseatischen Handelsinteressen zur Geltung zu bringen, was mit dem kräftigen Beistand des kaiserlichen wie des vermittelnden englischen Gesandten den hamburgischen, lübeckschen und bremischen Deputirten wohl gelang, deren ebenso geschickte wie unermüdliche Thätigkeit allgemeine Anerkennung fand. Die errungenen Vortheile erhielten Ausdruck in einem der Artikel des Friedensvertrages. – Im J. 1685 wurde S. mit einem Collegen an den kaiserlichen Hof zu Wien geschickt, um die damaligen unseligen inneren und äußeren Zwistigkeiten ins richtige Licht zu stellen. Hier geschah es, daß die hamburgischen Gesandten durch den lüneburg-celleschen [551] Gesandten v. Mahrenholtz auf offener Straße gröblichst beleidigt wurden, wofür sie indessen eine gebührende Satisfaction durch den Kaiser und mehrere Reichsfürsten erhielten. Bei diesem Aufenthalt in Wien entdeckte und erwarb S. eine vorzügliche Handschrift des arabischen Textes des Koran, den später in Hamburg der gelehrte Pastor Hinckelmann herausgab (1694), die erste gedruckte Ausgabe, da eine ältere in Italien gedruckte Edition vom Papste unterdrückt wurde. Nach einigen ferneren Gesandtschaften wurde S. im J. 1690 zum Bürgermeister erwählt. Die ihm aufgebürdete Naivität: daß er für diese Wahl sich selbst in Vorschlag gebracht habe, ist eine unwahre, übrigens auch von dem späteren Bürgermeister Wiese erzählte Anecdote (s. Hamb. Geschichten u. Denkwürdigkeiten Nr. 37, I). Es war ihm nicht beschieden, ruhige, friedliche Zeiten in der Vaterstadt zu erleben, denn fortdauernd trübten heftige bürgerliche Differenzen sein amtliches Wirken. Im J. 1696 ernannte ihn der Graf Christian Wilhelm zu Schwarzburg, als Inhaber der sogen. großen Comitive, zum kaiserl. Hof- und Pfalzgrafen. Er starb am 10. November 1697, nach der Auszeichnung eines Zeitgenossen „von allen einsichtsvollen und besseren Bürgern sehr betrauert wegen seiner sonderbaren Meriten und Qualitäten“.

Edzardi, curriculum vitae J. D. Schaffhausens, in Fabricii Hamb. Memorien, I, 343. – Langermann, Hamb. Münz- und Medaillen-Vergnügen, S. 69. – Buek, die hamb. Bürgermeister, S. 138–149.