ADB:Schickfuß, Jakob

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schickfuß, Jakob“ von Rudolf Schwarze in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 175–176, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schickfu%C3%9F,_Jakob&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:51 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schickard, Wilhelm
Nächster>>>
Schiebeler, Daniel
Band 31 (1890), S. 175–176 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jakob Schickfuß in der Wikipedia
Jakob Schickfuß in Wikidata
GND-Nummer 115498095
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|31|175|176|Schickfuß, Jakob|Rudolf Schwarze|ADB:Schickfuß, Jakob}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=115498095}}    

Schickfuß: Jakob (Bonaventura) S., bekannt als Schulmann und Historiker, war der älteste Sohn eines kaiserlichen Zolleinnehmers Bonaventura S. in Schwiebus. Geboren daselbst am 22. Januar 1574, widmete er sich seit 1593 in Frankfurt a. O. philosophischen und juristischen Studien und begleitete alsdann polnische Edelleute auf die Universitäten zu Basel, Straßburg und Jena. 1597 nach Frankfurt zurückgekehrt, bekleidete er die Stelle eines Notars an der Universität, hielt dabei juristische Vorlesungen und that sich durch häufige Disputationen, von denen mehrere gedruckt wurden, hervor. So ward er, als in Brieg der Rector Melchior Tilesius am 5. April 1608 gestorben war, auf Empfehlung der Universität zu dessen Nachfolger berufen und brachte diese, 1569 von Herzog Georg II. als Vorposten des deutschen Protestantismus gegen den Osten gegründete Schule zu hoher Blüthe. Die Zahl der nicht bloß aus deutschen Landen, sondern auch aus Ungarn, Siebenbürgen, Polen und Mähren dorthin zusammenströmenden Schüler stieg unter ihm zeitweise bis auf 500, welche in fünf Hauptclassen unterrichtet, durch häufige Uebungen in lateinischen und griechischen Reden und poetischen Versuchen, sowie Aufführungen antiker Dramen, eine große Gewandtheit im Gebrauch der classischen Sprache erlangten. Einer dieser Zöglinge, Joh. Heermann aus Raudten in Schlesien, ward schon bei seinem Abgange von der Schule, 1608, mit dem Dichterlorbeer geschmückt und hat später seinen Namen besonders als Verfasser geistlicher (deutscher) Lieder auf die Nachwelt gebracht. Trotz dieser Erfolge legte S. 1613 das Rectorat nieder, als sich die Theilung der herzoglichen Lande zwischen den beiden, nunmehr der Vormundschaft entwachsenen Söhnen des Herzogs Joachim Friedrich († 1602) vollzog, und trat, nachdem er am 22. October 1612 zum D. U. J. in Frankfurt promovirt worden, als Rath in die Dienste des älteren jener Brüder, des Herzogs Johann Christian von Brieg. Dabei verwandte er seine Mußestunden auf die Abfassung einer „Schlesischen Chronica“, welcher er die Annales gentis Silesiae des Curäus (Wittenberg 1571, übersetzt und fortgeführt durch Heinr. Rätel, 1585, 1587, 1601) zu Grunde legte und die er mit dem Jahre 1619 „da sich dero Oesterreichisch-Wienerischen Linien Regierung gantz endet“, abschloß. Die Anordnung darin ist ähnlich, wie bei Curäus (s. A. D. B. IV, [176] 644), so daß das erste Buch von den Königen über das Land bis 1619, das zweite von den einzelnen Fürsten, das dritte von den geistlichen, Landes- und Justizsachen, das vierte von den einzelnen Städten Schlesiens handelt. An einigen Stellen (IV, 75 f., 161) gibt er auch Nachrichten über seine Person und seine Vorfahren. Im Druck erschien die Chronik erst 1625 (Jena, o. J., Fol.), denn der große Krieg, welcher bald auch Schlesien ergriff, nöthigte den Herzog Christian sein Land zu verlassen, so daß S. 1623 in den Dienst des jüngeren Bruders, des Herzogs Georg Rudolf zu Liegnitz, überging; doch schon 1624 berief ihn Kaiser Ferdinand II. als Kammerfiscal von Oberschlesien zu seinem Rath und verlieh ihm, unter dem Namen Schickfuß von Neudorf, den Adel. Nach Beckmann (s. u.) trat sodann S. zur katholischen Kirche über, woraus es sich erklärt, daß er 25 Blätter seiner Chronik, die mißliebige Bemerkungen über katholische Institutionen enthielten, durch neue ersetzen oder den früheren Ausgaben vorbinden ließ. So traten z. B. I, 113 an die Stelle von: (den Bernhardinern hat man zu Breßlau Klöster erbaut) „darinnen sie faulenzeten“, die Worte: „dass sie den Gottesdienst darinnen verüben sollen“. Als kaiserlicher Rath hatte er seinen Wohnsitz in Breslau, wo er am 15. September 1637 starb; vermählt war er seit 1612 mit Elisabeth, der Tochter des prof. juris Martin Beneckendorf in Frankfurt a. O.

Jo. Heermann, De gymnas. Bregensis laudibus, 1606; Idem: Aulaeum familiae Schickfusianae. – Schönwälder u. Guttmann, Gesch. des Gymnas. zu Brieg, 1869, S. 64–91. – Becmani notitia univers. Francof. (1706), Fol. 76 b, 205 b, catal. librorum, Fol. 262 a. – Chr. Rungii miscell. liter. spec. II, no.3. – K. Kletke, Quellenschriften zur Gesch. d. Preuß. Staats, 1858, S. 286.