ADB:Zöllner, Karl

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Artikel „Zöllner, Karl“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 428–429, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Z%C3%B6llner,_Karl&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 00:18 Uhr UTC)
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Zöllner: Karl (Karl Friedrich) Z., geboren am 17. März 1800 in dem weimarischen Dorfe Mittelhausen, wo sein Vater Schullehrer war, † am 25. September 1860 zu Leipzig. Den ersten Musikunterricht erhielt er von seinem Vater, doch sollte er Theologie studiren und kam durch Verwendung seines Onkels, des Dr. med. Döring, 1814 auf die Thomasschule in Leipzig. Hier wurde er ein Schüler Schicht’s, der ihn auch theoretisch unterrichtete. 1820 wurde er Student an der dortigen Universität und zeichnete sich bereits als Componist aus. Er entsagte der Theologie, wurde Gesanglehrer an der Rathsfreischule und gründete 1822 mit seinem Freunde Hemleben ein Musikinstitut, in dem er sonntägliche Gesangsübungen in seiner Wohnung einrichtete, an denen sich auch die Mädchen der Rathsfreischule betheiligten. Etwa mit dem Jahre 1830 beginnt seine so erfolgreiche Thätigkeit für die Ausbreitung des Männergesanges. Das erste Heft seiner Männerquartette erschien 1833 und war zugleich Veranlassung zur Gründung des ersten Zöllnervereins. An seinem Geburtstage wurden diese Lieder in dem Hause des ihm befreundeten Dr. Schulz zum ersten Male aus den gedruckten Stimmen gesungen und dies gab die Veranlassung zu regelmäßigen wöchentlichen Versammlungen zur Pflege des Männergesanges. [429] Unabhängig von diesem entstand 1840 ein neuer Zöllner-Verein in Leipzig; 1845 gründete er dann den Gesellenverein; 1851 übernahm er auch die Leitung des Künstler-Vereins; 1848 die der zweiten Abtheilung des Kunst- und Gewerbevereins, aus dem 1854 der Zöllner’sche Mittwochs-Verein entstand. 1857 bildete sich der „Jüngste Zöllner-Verein“, der nach Zöllner’s Tode sich mit dem Gesellengesangvereine und dem Mittwochs-Vereine zu einem Zöllnervereine verband. Diese Wirksamkeit in einzelnen Vereinen genügte dem rastlos wirkenden Manne noch nicht; schon beim Meißner Musikfeste (1844) hatte er den Entschluß gefaßt mehrere Leipziger Gesangvereine zu gemeinsamer Wirksamkeit zu vereinigen, was ihm aber erst im J. 1859 glückte, indem zum ersten Male 20 Gesangvereine unter seiner Leitung zusammenwirkten und dies gab dann Veranlassung zur Gründung des eine Reihe von Männergesangvereinen umfassenden „Zöllner-Bundes“, der aber erst nach dem Tode Zöllner’s ins Leben trat. Seine dankbaren Verehrer errichteten dem Verstorbenen im Rosenthal bei Leipzig ein Denkmal, welches 1868 enthüllt wurde. Von seinen überaus zahlreichen Männerchorliedern haben namentlich die „Müllerlieder“ und „Die Zigeuner“ die weiteste Verbreitung gefunden. Einen Gesammtüberblick über seine Leistungen zu erhalten, ist heute schon fast unmöglich. Auf öffentlichen Bibliotheken sind seine Werke sehr sparsam vertreten und selbst die Handbücher von Whistling und Hofmeister über neu erschienene Werke geben so lückenhafte Verzeichnisse, daß sich nicht einmal eine bibliographische Uebersicht erlangen läßt. Zöllner’s organisatorisches Talent hat mehr gewirkt als seine Compositionen, die nicht besser und nicht schlechter sind, wie so ziemlich alle Männerquartette. Mendelssohn’s Waldlied ist eine wahre Oase in der Wüste. Karl Z. stand so in der Gunst der Männergesangvereine, daß man sogar das Beste was Andreas Z. (s. o.) geschaffen hat, ihm zuschrieb.

Alfr. Dörffel, Führer durch die musikalische Welt. Leipzig 1868, ohne Autor, S. 66 ff., Mendel-Reißmann’s Lexikon, zahlreiche Urtheile in der Leipziger Allg. Musikzeitung.