BLKÖ:Unger, Johann Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 49 (1884), ab Seite: 61. (Quelle)
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Unger, Johann Karl (Schriftsteller, geb. zu Rißdorf in der Zips in Ungarn am 13. April 1771, Todesjahr unbekannt). Seine Vorfahren waren protestantisch, seine Eltern aber katholisch. Von seinem Vater, welcher in Ungarn als Lehrer wirkte, als unter der Regierung der Kaiserin Maria Theresia daselbst die verbesserte Lehrart eingeführt wurde, genoß er den Unterricht in den Elementargegenständen. Hierauf kam er nach Käsmark, wo er das damalige Gymnasium der Pauliner besuchte, und dann nach Pudlein, wo er im Collegium der Piaristen seine Studien fortsetzte. Da seine Fortschritte in denselben nichts zu wünschen übrig ließen, so wurde er zur weiteren Ausbildung nach Kaschau geschickt. Kaum aber hatte er daselbst die philosophischen Jahrgänge beendet, als durch unglückliche Verhältnisse der Vater sein ganzes Vermögen verlor. Als sich zu diesem Mißgeschick noch schwere Krankheit im Elternhause gesellte, sah sich der Sohn in seinem Fortkommen auf sich allein angewiesen. Unter solchen Umständen bedachte er sich nicht lange und trat, auf den Antrag der Piaristen, 1788, 17 Jahre alt, in den Orden der frommen Schulen ein, in welchem er, da seine Fähigkeiten erkannt waren, sogleich ein Lehramt erhielt. Er trug zunächst Grammatik am Gymnasium zu Pudlein vor und kam dann auf die Vorbereitungsschule in Neutra. Während seines dreijährigen Klosterlebens betrieb er mit großem Eifer und von seinen Ordensbrüdern auf das wirksamste unterstützt, das Studium der lateinischen Classiker. Sein Entschluß, Theologie zu studiren, wurde durch das Wohlwollen gezeitigt, welches der Bischof von Neutra, nachmaliger Erzbischof von Erlau, Franz von Fuchs dem jungen Piaristen erwies, und so widmete er sich zuerst im Seminar zu Neutra, dann in jenem zu Wien, in welches ihn der Cardinal Migazzi aufnahm, den theologischen Wissenschaften. [62] Mit einem Male aber änderte er seine bisherige Absicht, sich dem Dienste der Kirche zu weihen, trat aus dem Seminar und begann das Studium der Rechte. Nachdem er drei Jahre demselben obgelegen hatte, wurde er 1796 in die von Kaiser Joseph II. 1782 aufgehobene, nun wieder hergestellte Theresianische Ritterakademie als Lehrer berufen. Nach dreijähriger Wirksamkeit daselbst als Präfect und Lehrer der Rechtsgeschichte folgte er dem Antrage des Freiherrn Ignaz von Forgács, dessen Sohnes Erziehung zu leiten. In dieser Stellung fungirte er mehrere Jahre, den Winter in Wien, den Sommer auf Tulleschitz, einem in Mähren gelegenen Gute des Freiherrn, verlebend. Nachdem er die Ausbildung seines Zöglings vollendet hatte, trat er 1810 als Wirthschaftsrath in freiherrlich Hackelberg-Landau’sche Dienste, als welcher er 1836 noch zu Wien lebte, wo er wegen seiner gesellschaftlichen Talente in vornehmen Familien ein gerngesehener Gast war. Als Schriftsteller vielfach thätig, gab er folgende Werke heraus: „Gedichte“ (Wien 1797, Rohrer, mit KK., 12°.) – „Feyerstunden, Wiens Bewohnern gewidmet“ (Wien 1799, 8°.); – „Mythologische Briefe über Amors Schicksale; eine allegorische Erzählung“ (Wien 1803, Pichler, 8°.); – „Reise durch österreichische und steyerische Gebirgsgegenden, ein Vortrag zur österreichischen Länderkunde“ (Wien 1803, Pichler, mit ill. KK.); – „Sitten und Gebräuche der Römer. Durch die Geschichte und in Kupfern dargestellt“, zwei Bände (Wien 1805 bis 1807, Rohrer, gr. 8°., mit 24 KK.); – „Geschichte der ältesten Stammvölker. Ein Lesebuch“ (Pesth 1808, auch 1811 [Leipzig, Hinrichs], 8°., mit 1 K.); – „Elementar-Bilderbuch für die Jugend zum Vergnügen und Unterricht. Mit 80 ill. Bildern“ (Prag 1811, G. Haase, 4°.); – „Belohnung des Fleisses für die gesittete Jugend“ (Wien 1811, Pichler, 8°., mit 1 K.); – „Erinnerungen über vortheilhafte Verwendung der Erdäpfel zum Brode, Speisen und Pferdefutter nebst einer Anleitung, sie gegen Verderben |zu schützen“ (Wien 1816, Beck, 8°.); – „Trost und Rath für Landwirthe in Missjahren und Landesnöthen“ (Wien 1818, Beck, 8°.); – „Schicksale der Zipser Deutschen, insbesondere der 16 königlichen privilegirten Kronstädte, geschichtlich dargestellt“ (Wien 1820, Pichler, gr. 8°.); und ein Nachtrag dazu (ebd.) – „Josephine Mainville Fodor. Eine biographische Skizze“ (Wien 1823, Beck, 8°.). Außerdem betheiligte sich Unger gemeinschaftlich mit Glatz, Bredetzky und dem Forstmeister Guilleaume an der Herausgabe des „Wiener Jugendfreund“, von welchem zwei Bände mit Kupfern und Musikbeilagen (Wien 1805, Rohrer, gr. 8°.) erschienen sind, dann gleichfalls mit den Vorgenannten an den „Monatlichen Unterhaltungen für die Jugend“ (Wien 1805, Rohrer, gr. 8°.), welche leider in Folge der Beförderung Bredetzky’s und Guilleaume’s und ihrer dadurch veranlaßten Entfernung von Wien eingingen, und noch einmal, nahezu zwei Jahrzehnte später , vereinigte er sich mit Glatz, Guilleaume und Rumy, welch Letzterer an Stelle Bredetzky’s getreten war, zur Herausgabe der Schrift: „Die frohen Abende der Familie Wohlgemuth“, zwei Theile (Wien 1823, Tendler, 8°., mit ill. KK.). Außerdem brachten Sam. Bredetzky’s [Bd. II, S. 127] „Beyträge zur Topographie des Königreiches Ungarn“, welche 1803 bis 1805 in Wien herauskamen, ferner das Taschenbuch „Aurora“ und andere Zeitschriften und Almanache Aufsätze aus seiner Feder, von denen wir insbesondere der in der „Zeitschrift von und für [63] Ungarn“ enthaltenen gedenken: „Wolfgang von Kempelen“ [1804, S. 313] und „Wanderungen durch ungarische Gegenden“ [1803, S. 211, 283, 339, und 1804, S. 211, 275]. Die berühmte Sängerin Karoline Unger, die sich selbst mit einem h: Ungher schrieb, war seine Tochter [siehe S. 66].

Böckh (Franz Heinrich). Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache, dann Bücher-, Kunst- und Naturschätze u. s. w. (Wien 1821, Bauer, kl. 8°.) S. 53. – Kehrein (Joseph). Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im neunzehnten Jahrhunderte (Zürich, Stuttgart und Würzburg 1871, Leon Wörl, gr. 8°.) Bd. II, S. 215. – Haan (A. Ludov.). Jena hungarica sive memoria Hungarorum a tribus proximis saeculis Academiae Jenensi adscriptorum (Gyulae 1858, Leop. Rethy, 8°.). [Gedenkt S. 110 eines Carolus Unger, dessen Aufsatz: „Wanderungen durch ungarische Gegenden“ er citirt; allem Anscheine nach ist damit unser Johann Karl Unger gemeint, der demnach im Jahre 1795 in Jena studirt haben müßte.] – Zeitschrift von und für Ungarn, III. Bd. (1803), S. 399: „Joh. Karl Unger“. Von J. Engel. – Dieselbe VI. Bd. (1804), S. 251.
Porträt. Unterschrift: „Johann Carl Unger“. Medaillonbild, um den Medaillonrand: Niedermann pinx. John sc. (8°.). Schönes, nicht häufiges Blatt.