Die Kirche zu Großharthau

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Bernhard Störzner
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Kirche zu Großharthau
Untertitel:
aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 182-183
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: {{{ÜBERSETZER}}}
Originaltitel: {{{ORIGINALTITEL}}}
Originalsubtitel: {{{ORIGINALSUBTITEL}}}
Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Digitalisat der SLUB Dresden und bei Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[182]
75. Die Kirche zu Grossharthau.

Hart an der Bautzener Landstraße steht in unmittelbarer Nähe des Schlosses zu Großharthau das Gotteshaus dieses Ortes. Die Erbauung des gegenwärtigen Gotteshauses fällt in die Jahre 1793 und 1794. Dasselbe wurde am 23. November des letztgenannten Jahres eingeweiht. Es ruht auf dem Grunde der früheren Kirche, die am 15. August 1793 bei einem schweren Gewitter, das vier Stunden hindurch über Harthau tobte, durch einen Blitzstrahl eingeäschert wurde. Bei diesem Brande ging auch die wertvolle Kirchenbibliothek vollständig verloren. Dieselbe war am 14. Juni 1736 von der Gräfin v. Flemming der Kirche geschenkt worden. Diese Büchersammlung zählte damals 397 Bände, hatte sich aber bis zum Jahre 1752 schon auf 1013 Bände erweitert. Beim Kirchenbrande soll diese Bibliothek gegen 2000 Bändchen gezählt haben. Diese kostbare Bücherei wurde bis auf den Katalog ein Raub der Flammen. Derselbe befand sich an jenem Unglückstage zufällig in der Schule, die unbeschädigt blieb, obgleich um dieses hölzerne, mit Stroh gedeckte Häuschen die Feuerflammen von allen Seiten wogten. – Die eingeäscherte Kirche stammte aus dem Jahre 1662 u. war am 30. Novbr. dieses Jahres geweiht worden. Erst im Jahre 1692 erhielt sie einen Turm. Eine Orgel erbaute für diese Kirche der Ortskantor Jakob Uhlisch.

Kirche zu Großharthau.

Die im Jahre 1662 abgebrochene Kirche stammte aus dem 13. Jahrhunderte und befand sich in einem sehr schlechten Zustande. Im Jahre 1559 [183] wurde die Reformation in Harthau eingeführt. Die Kirche, welche bis dahin Pfarrkirche gewesen war, wurde auf eine kurze Zeit Filialkirche von Frankenthal, seit 1575 aber von Schmiedefeld. 36 Jahre hindurch vor Einführung der Reformation war in Harthau kein Gottesdienst abgehalten worden. Die Ortsbewohner besuchten damals die Kirche zu Goldbach, da Harthau keinen Geistlichen hatte und bekam; denn der Bischof wollte keinen evangelischen und die Gemeinde keinen katholischen.

Unter dem Fußboden des Schiffes der Kirche zu Großharthau befindet sich die herrschaftliche Gruft, in welcher die früheren Besitzer des Schlosses ruhen. Hier unten stehen auch die Särge der Gräfinnen Christiane Charlotte von Flemming, geb. Gräfin von Watzdorf, gest. 1738, und Friedericke, Gräfin von Einsiedel. Im Jahre 1779 wurde der letzte Tote in diese Gruft gebettet und zwar der im Schlosse verstorbene Kgl. preuß. Major v. Letöffel. Seit diesem Jahre ist die Gruft nicht wieder geöffnet worden. Dieselbe ist durch große Steinplatten mit starken Eisenringen äußerlich gekennzeichnet, an der Außenseite der Umfassungsmauer des Gotteshauses durch ein kleines Fenster, durch das etwas Licht in die Gruft einfällt.

Harthau um 1840.

Die Glocken der Kirche stammen aus dem Jahre 1793 und wurden von Michael August Weinhold in Dresden gegossen. Die Orgel wurde im Jahre 1821 erbaut und zwar von dem Orgelbauer Trampeli jun. in Adorf. Sie kostete „600 Thaler“.

In große Gefahr kam das Gotteshaus zu Harthau im Kriegsjahre 1813; denn da Harthau an einer alten Heerstraße liegt, hatte es stets viel zu leiden. Die Kirche bildete damals wiederholt die Zufluchtsstätte der Bewohner, aber auch zu Zeiten das Quartier der Franzosen. Das Gotteshaus wurde sogar zum Wacht- und Schlachthaus von diesen benützt. Die Kanonen waren auf dem Kirchhofe aufgestellt und dieser in eine Festung umgewandelt worden. –