RE:Alkmaionidai

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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altes und angesehenes attisches Adelsgeschlecht
Band I,2 (1894) S. 1556 (IA)–1562 (IA)
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Alkmaionidai, attisch Alkmeonidai (Ἀλκμαιωνίδαι, Ἀλκμεωνίδαι), eines der ältesten und angesehensten attischen Adelsgeschlechter, welches in der Verfassungsgeschichte Athens eine bedeutende Rolle spielt. Dasselbe leitete seinen Ursprung her von Alkmeon, dem Sohne des Sillos und Urenkel des Nestor, welcher nach der Besetzung des Peloponnes durch die Herakleiden nebst anderen Neleiden, Melanthos Peisistratos und den Enkeln des Antilochos, aus Messenien nach Athen geflüchtet sein und dort sich eingebürgert haben soll (Paus. II 18, 8). Dagegen scheint Herodot von der messenischen Herkunft der Alkmeoniden nichts gewusst zu haben. Dieselben erscheinen ihm als ein athenisches Geschlecht autochthonen Ursprunges, dem nichts fremdländisches anhaftet (V 62 Ἀλκμεωνίδαι γένος ἐόντες Ἀθηναῖοι. [1557] VI 125 οἱ δὲ Ἀλκμεωνίδαι ἦσαν μὲν τὰ ἀνέκαθεν λαμπροὶ ἐν τῇσι Ἀθήνῃσι). Die Sage, dass die mythischen Vorfahren der Alkmeoniden (sowie die der Paioniden und Medontiden) aus Messenien nach Attika eingewandert seien, ist wohl in Athen im Anschluss an die Thatsache gebildet worden, dass der Adel der hervorragendsten ionischen Städte sich aus Messenien herleitete und Neleus als Ahnherrn verehrte. Um Athen den Anspruch als gemeinsamer Metropole von ganz Ionien zu vindicieren, ist Attika als Zwischenglied der Wanderung hingestellt worden. Aus diesem Grunde wurde Neleus gedoppelt und die Colonisation Ioniens dem Athener dieses Namens zugeschrieben. Der Stammsitz des athenischen Adelsgeschlechtes lag wahrscheinlich am Südfusse des Parnes. Hier waren die A. schon im 6. Jhdt. im Besitz der Feste Leipsydrion, die sie gegen die Peisistratiden errichtet hatten (Herod. V 62. Aristot. Ἀθ. πολ. 19. Schol. Aristoph. Lysistr. 665 = Aristot. fr. 394 Rose. Suid. s. ἐπὶ Λειψυδρίῳ μάχη. Hesych. s. Λειψύδριον. Et. M. 361, 32. v. Wilamowitz Kydathen 118). Es ist beachtenswert, dass Λειψύδριον nach Herodot V 62 ὑπὲρ Παιονίης liegt, wo der Stammsitz der Παιονίδαι anzusetzen ist, deren Ahnherr gleich dem der Alkmeoniden aus Messenien eingewandert sein soll. Für die Beurteilung der staatsbürgerlichen Stellung der A. ist eine Bemerkung des Isokrates (XVI 25) verhängnisvoll geworden, die sich auf den älteren Alkibiades bezieht: ὁ γὰρ πατὴρ πρὸς μὲν ἀνδρῶν ἦν Εὐπατριδῶν, ὧν τὴν εὐγένειαν ἐξ αὐτῆς τῆς ἐπωνυμίας ῥάδιον γνῶναι, πρὸς γυναικῶν δ’ Ἀλκμεωνιδῶν. Der Schluss, welchen H. Sauppe (Philologen-Versamml. zu Jena 1846, 43) aus dieser Gegenüberstellung von Eupatriden und Alkmeoniden zog, dass die letzteren überhaupt nicht zu den Eupatriden gerechnet worden seien, ist von W. Vischer (die Stellung des Geschlechts der Alkmaioniden [1558] in Athen, Basel 1847 = Kleine Schriften I 382ff.) mit Recht zurückgewiesen worden, besonders mit Beziehung auf den Umstand, dass ein Angehöriger dieses Geschlechtes, Megakles, das Amt eines Archonten verwaltete, zu einer Zeit, wo dieses Amt einzig und allein den Eupatriden zugänglich war. Vischers eigene Erklärung jedoch, dass an jener Stelle des Isokrates das Geschlecht der Alkmeoniden gerade als eins der ersten und berühmtesten Adelsgeschlechter gegenüber den Eupatriden im allgemeinen hervorgehoben werden solle, befriedigt ebensowenig als Schömanns Vorschlag (de iudic. heliast. 10), die Schwierigkeiten durch Änderung des Wortes Εὐπατριδῶν in Εὐρυσακιδῶν (vgl. Plat. Alk. I 121 A. Plut. Alk. 1) zu beseitigen. Die einzig mögliche Erklärung der Isokratesstelle hat v. Wilamowitz (Kydathen 119) gegeben, der darauf hinweist, dass unter dem Worte Εὐπατρίδαι hier nicht der Stand, sondern das gleichnamige athenische Geschlecht zu verstehen sei. Dieses ist uns ausdrücklich bezeugt bei Schol. Soph. O. C. 489. Vgl. v. Wilamowitz Hermes XXII 121. Toepffer Hermes XXII 479ff.; Att. Geneal. 175ff. R. Hirzel Rh. Mus. XLIII 631ff.

[1557.41]
Stemma.
Neleus
 
 
 
Nestor
 
 
 
Thrasymedes
 
 
 
Sillos
 
 
 
Alkmeon
 
 
 
Megakles I.
?
 
 
 
Kleisthenes von Sikyon
Alkmeon II.
 
 
 
 
 
 
?
 
 
 
 
 
 
Megakles II.~Agariste
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Frau d. Peisistratos
 
 
 
Kleisthenes
 
 
 
Hippokrates
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Megakles III.
 
Megakles IV.
 
Agariste~Xanthippos
(Buzyge)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
?
 
 
 
 
 
 
Kleinias~Deinomache
 
Euryptolemos
 
 
 
 
Perikles
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Alkibiades
(Eupatride)
 
 
 
 
Isodike~Kimon
(Philaide)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Thessalos


Das Alkmeonidengeschlecht hat ein sehr wechselvolles Schicksal durchgemacht und ist mit den wichtigsten Ereignissen der athenischen Geschichte des 7. und 6. Jhdts. eng verschmolzen. Es soll hier nur eine ganz allgemeine Übersicht gegeben werden. Bei der Unterdrückung des kylonischen Aufstandes, beim heiligen Kriege gegen Kirrha, bei der Vertreibung des Peisistratos und seiner Söhne spielten Angehörige dieses Geschlechtes eine hervorragende Rolle. Die politische Bedeutung, der fabelhafte Reichtum und die volksfreundliche, die Tyrannen hassende Gesinnung dieses Geschlechtes sind im Altertum und in der Gegenwart oft behandelt worden. Ich verweise in dieser Hinsicht vor allem auf die Ausführungen [1559] von W. Vischer a. a. O. und W. Petersen historia gentium atticarum (Schlesw. 1880) 77ff. Sehr zweifelhaft ist der Verdacht, dass die A. zur Zeit der Schlacht bei Marathon mit den Persern in geheimem Einverständnis gestanden hätten, was übrigens Herodot (VI 121) nur anführt, um es zu entkräften. Der erste historisch bekannte Alkmeonide ist Megakles, welcher in seiner Eigenschaft als Archon die Niedermetzelung der Anhänger des Kylon, die sich auf Treu und Glauben ergeben hatten, anstiftete (Herod. V 70. 71. Thuk. I 126. Plut. Sol. 12. Paus. VII 25, 3; vgl. I 40, 1. Schol. Aristoph. Ritt. 445. Niese Histor. Unters. f. A. Schäfer 14) und dadurch eine schwere Schuld auf die Alkmeoniden brachte, die zwar durch die Verbannung des fluchbeladenen Geschlechtes vorübergehend gesühnt wurde, indes fortwährend demselben anhing (Herod. I 61) und selbst nach beinahe 200 Jahren noch den Athenern nachgetragen und von ihren Gegnern als Parteiwaffe gebraucht wurde (Thuk. I 127. II 13, vgl. Aristoph. Ritt. 445). Die Anklage erfolgte durch Myron von Phlya, die Verurteilung durch einen Gerichtshof, der sich aus 300 Vertretern der vornehmen Geschlechter zusammensetzte. Plut. Sol. 12. Aristot. Ἀθ. πολ. 1. H. Diels Sitzungsber. Akad. Berl. 1891, 388. Die beiden Thatsachen, dass Myron aus Phlya stammte, wo die Lykomiden ihr Geschlechtsheiligtum hatten, und dass nachmals gegen den Lykomiden Themistokles von einem Alkmeoniden (Leobotes) die Hochverratsklage eingebracht wurde, stehen wohl in keinem directen Zusammenhang. Vgl. Busolt Griech. Gesch. I 508, der hieraus schliesst, dass die Verfeindung beider Geschlechter wohl bis ins 7. Jhdt. zurückging. Krateros FGH II 619. Plut. Them. 23; de exilio 15; reipubl. ger. praecepta 10. Die Alkmeoniden wurden aus Attika verbannt und die Leichen ihrer Vorfahren aus den Gräbern gerissen und über die Landesgrenze geworfen. Vgl. Niese a. a. O. 14. Sie zogen sich hierauf nach Phokis zurück. Hier zu Delphi war es, wo Alkmeon, des Megakles Sohn, der erste Athener, der in Olympia einen Wagensieg davontrug (Herod. VI 125. Isokr. XVI 25; vgl. Pind. Pyth. VII 13. H. Förster Die Sieger in den olymp. Spielen, Zwickau 1891, 6), mit den Gesandten des Lyderkönigs in Berührung gekommen sein soll; zufolge eines Dienstes, den er denselben geleistet, ward er nach Sardes entboten und so reich beschenkt, dass mit ihm das Ansehen der Alkmeoniden einen neuen Aufschwung nahm. So erzählt Herodot VI 125. Vgl. Busolt Griech. Gesch. I 545, 4. Möglicherweise bezieht sich der olympische Wagensieg (Ol. 47 = 592 v. Chr.), den der Scholiast zu Pind. Pyth. VII 1 einem Athener Megakles zuschreibt (vgl. Pind. Pyth. VII 13. Boeckh Pind. II 391), auf diesen Alkmeon; vgl. Berl. Phil. Wochenschr. 1892, 725. Wie lange die Alkmeoniden in der Verbannung lebten, ist unbestimmt. Zur Zeit des ersten heiligen Krieges gegen Kirrha treffen wir einen Angehörigen des Geschlechtes, Alkmeon, an der Spitze des attischen Kriegsheeres (nach den ὑπομνήματα der Delphier bei Plut. Sol. 11). Dieser Alkmeon kann mit Alkmeon, dem Sohne des Megakles und dem Freunde des Lyderkönigs (Herod. VI [1560] 125) identisch sein. Die Geschichte bei Herodot von dem Ursprunge seines Reichtums ist offenbar erfunden. Wir treffen das Geschlecht erst in peisistratischer Zeit wieder in politischer Action. Wahrscheinlich ward ihre Zurückberufung erst nach Solon durchgesetzt, als bereits aufs neue der Kampf der alten durch Solon nicht versöhnten Parteien im Gange war. Den Alkmeoniden blieb nach ihrem Bruche mit der Adelspartei, die durch Lykurgos vertreten war, nichts übrig, als sich der zwischen dem Adel und dem Volk stehenden Partei der Paraler zuzuwenden, und an ihre Spitze trat jetzt des Alkmeon Sohn Megakles (Herod. I 59. Plut. Sol. 29. Aristot. Ἀθ. πολ. 13), vermählt mit Agariste, der Tochter des Tyrannen Kleisthenes von Sikyon (Herod. VI 127; vgl. Diels Berliner Fragm. des Aristot. 22. Toepffer Quaest. Pisistrat. 134. Busolt Griech. Gesch. I 551). Die Errichtung der Tyrannis durch Peisistratos im J. 561 hatte einen vorübergehenden Austritt der Alkmeoniden (Plut. Sol. 30. Aristot. Ἀθ. πολ. 14), bald aber eine Vereinigung derselben mit der Adelspartei und durch diese die Vertreibung des Peisistratos zur Folge (Herod. I 60. Aristot. Ἀθ. πολ. 14). Neue Zerwürfnisse mit den Eupatriden bewogen Megakles, dem Peisistratos die Hand zur Versöhnung und seine Tochter zur Ehe anzubieten. Die verbreitete Ansicht (E. Curtius Griech. Gesch. I 345. Busolt Griech. Gesch. I 554. O. Seeck Quellen der Odyssee 343), dass diese Tochter Koisyra geheissen hätte, ist unverbürgt. Peisistratos ging auf die Vorschläge des Megakles ein und kehrte nach Athen zurück. Doch soll er mit seiner Frau den geschlechtlichen Verkehr gemieden haben (Herod. I 61. Aristot. Ἀθ. πολ. 15). Megakles brach angeblich deswegen bald wieder mit dem Tyrannen und zwang, mit der Partei des Lykurgos aufs neue vereinigt, denselben, das Land zu verlassen. Erst nach zehnjähriger Abwesenheit gelang es dem Peisistratos, in der Herrschaft über Athen sich wieder zu befestigen, worauf die Alkmeoniden aufs neue in die Verbannung gingen (Herod. I 60–64). Auch diesmal zogen sie sich nach Phokis zurück und unterzogen sich mit grosser Liberalität der Wiederherstellung des abgebrannten delphischen Heiligtumes (Herod. V 62. Aristot. Ἀθ. πολ. 19. Boeckh-Fränkel Staatsh. d. Ath. I 258). Von dort aus gelang es ihnen endlich durch wiederholte Anstrengungen und mit Hülfe der Spartaner, deren Beistand sie durch die von ihnen bestochene delphische Priesterschaft gewonnen, die den Athenern selbst verhasst gewordene Herrschaft der Peisistratiden zu bekämpfen und schliesslich zu stürzen (Herod. V 62ff. Aristot. Ἀθ. πολ. 19). Sie brachen in Attika ein und verschanzten sich in Leipsydrion, am Südfusse des Parnes, um von hier aus die Peisistratidenmacht in der Stadt anzugreifen. Doch erlitten sie bei Leipsydrion eine schwere Niederlage, deren Erinnerung sich in einem athenischen Volksliede noch erhalten hat (Athen. XV 695f. Et. M. Suid. s. ἐπὶ Λειψυδρίῳ μάχη. Schol. Aristoph. Lysistr. 665. v. Wilamowitz Kydathen 119. Busolt Griech. Gesch. I 567). Der Sturz der Peisistratiden erfolgte erst durch die Spartaner, die anfangs ohne Glück (Anchimolos) [1561] kämpften (510). Der bedeutendste Vertreter des Alkmeonidengeschlechtes ist des Megakles Sohn Kleisthenes, mit dessen Reformen die Verfassungsgeschichte Athens in ein neues Stadium tritt. Sein Bruder war der Alkmeonide Hippokrates, durch seine Tochter Agariste der Grossvater des Perikles in weiblicher Linie. Von Kleisthenes sind uns keine persönlichen Züge überliefert, wir können die hervorragende staatsmännische Bedeutung dieses Mannes nur nach dem umfassenden Verfassungswerke würdigen, dessen Züge uns in immer greifbarerer Gestalt entgegentreten. Ein Sohn dieses Kleisthenes war Megakles, der Vater der Deinomache, der Mutter des Alkibiades, der dem Geschlecht der Εὐπατρίδαι angehörte (Plut. Alk. 1. Isokr. XVI 26). Lys. XIV 39 und Ps.-Andok. IV 34 berichten von ihm, dass er durch den Ostrakismos verbannt worden sei. Als Stütze für dieses Zeugnis ist neuerdings von O. Benndorf Griech. und Sicilische Vasenbilder S. 50 (Taf. 29, 10) und F. Studniczka (Arch. Jahrb. II 1887, 161) ein auf der athenischen Burg östlich vom Parthenon gefundenes Ostrakon herangezogen worden, das die Aufschrift Μεγακλῆς [Ἱππο]κράτους Ἀλωπεκῆθεν trägt und ohne Zweifel als Stimmstein bei dem Verbannungsprocess gedient hat. Gegen diese Identificierung spricht der Vatersname des auf dem Ostrakon erwähnten Megakles, denn der Grossvater des Alkibiades, von dessen Ostrakismos Lysias und Ps.-Andokides berichten, war ein Sohn des Gesetzgebers Kleisthenes (Isokr. XVI 26). Nichtsdestoweniger ist der Ostrakismos des Megakles, des Sohnes des Hippokrates, unzweifelhaft: er findet seine Bestätigung in der Schrift des Aristoteles Ἀθ. πολ. 22 καὶ ὠστρακίσθη Μεγακλῆς Ἱπποκράτους Ἀλωπεκῆθεν. Diese Verbannung geschah im Jahre des Archon Telesinos, Ol. 73,2 = 487/6 v. Chr. Aus diesen Zeugnissen hat A. Kirchhoff CIA IV p. 162 den Schluss gezogen, dass Megakles der Vater der Deinomache und Grossvater des Alkibiades, nicht ein Sohn des Kleisthenes, sondern ein Sohn seines Bruders Hippokrates, des Grossvaters des Perikles, gewesen sei, den bei Lysias und Ps.-Andokides erwähnten Ostrakismos mit dem aus Aristoteles und dem Ostrakon bekannten identificierend. Doch spricht, wie wir bereits angeführt haben, das Zeugnis des Isokrates direct gegen dieses Verwandtschaftsverhältnis (XVI 26 sagt der jüngere Alkibiades: Κλεισθένης … πρὸς μητρὸς ὢν πρόπαππος τοῦ πατρὸς τοὐμοῦ). Warum können nicht beide, Megakles, der Sohn des Kleisthenes, und Megakles, der Sohn des Hippokrates, von dem Scherbengerichte getroffen worden sein? Durch diese Annahme würde sich vielleicht auch die auffällige Angabe des Lysias (XIV 39) erklären, dass der Grossvater des Alkibiades zweimal exostrakisiert worden sei, indem der Redner die Verbannungen der gleichnamigen Männer zusammenwarf. Ob der interessante vorpersische Pinax auf der athenischen Burg, der den verwischten Namen des Megakles trägt, sich auf den Sohn des Kleisthenes oder seinen Vetter, den Sohn des Hippokrates, oder keinen von beiden bezieht, lässt sich nicht entscheiden, da der Vatersname nicht beigefügt ist (O. Benndorf Ἐφ. ἀρχ. 1887, 115ff. Taf. 6). Die Archäologen haben ferner die Beischrift [1562] (Ἱπποκράτης καλός) auf einer Amphora aus der Wende des schwarz- und rotfigurigen Stiles auf den Alkmeoniden Hippokrates, den Bruder des Gesetzgebers Kleisthenes, bezogen, was aus stilistischen Gründen schwer möglich ist (O. Benndorf Griech. u. Sicil. Vasenbilder S. 50. K. Wernicke Vasen mit Lieblingsnamen 121. W. Klein Vasen mit Lieblingsinschriften 4. F. Studniczka Arch. Jahrb. II 161). Die erwähnte Beischrift wird vielmehr den Buzygen dieses Namens bezeichnen, den Sohn des Arrhiphron und Neffen des Perikles (Thuk. IV 66. Paus. IX 6, 3), der in den Jahren 426/5 und 424/3 v. Chr. das Amt eines Strategen bekleidete und in der Schlacht bei Delion seinen Tod fand (CIA I 273). Megakles, der Sohn des Hippokrates, war vermutlich der Vater des Euryptolemos, dessen Tochter Isodike den Philaiden Thessalos, den Sohn des Kimon, heiratete (Diod. bei Plut. Kim. 16). Wir dürfen auf diesen Euryptolemos möglicherweise die Lieblingsbeischriften zweier Vasen (im Louvre und in Florenz) beziehen. W. Klein Vasen mit Lieblingsinschriften 56; vgl. 4. Die Schwester des Megakles, des Sohnes des Hippokrates, Agariste, heiratete den Buzygen Xanthippos, den Vater des Perikles (Herod. VI 131). Der Alkmeonide Megakles, den der Scholiast zu Aristoph. Wolk. 64 in der Verbannung drei olympische Siege davontragen und durch den letzten derselben seine Rückkehr bewirken lässt, beruht auf einer Verwechslung des Scholiasten, wie aus Herod. VI 131 deutlich hervorgeht, der dasselbe von dem Philaiden Kimon, dem Sohne des Stesagoras, berichtet. Im Jahre 428 v. Chr. verwaltete ein Μεγακλῆς τοῦ Μεγακλέους Ἀλωπεκειεύς das Amt eines γραμματεὺς τῶν ταμιῶν τῆς θεοῦ (CIA I 122. 123. 149. 150), der, wie das Ethnikon zeigt, ein Angehöriger des Alkmeonidengeschlechtes war und wohl mit dem Alkmeoniden Megakles, dem Sohne des Megakles, identisch ist, den Aristophanes in den Wolken (46. 70. 124. 815) erwähnt (423 v. Chr.). Ob der Alkmeon, dessen Sohn Leobotes als Ankläger im Process gegen den Lykomiden Themistokles genannt wird (Krateros FHG II 619. Plut. Them. 23; de exilio 15), ein Angehöriger des Alkmeonidengeschlechtes war, wissen wir nicht. Auf ihn bezieht sich möglicherweise die Lieblingsbeischrift auf einer attischen Vase aus Ruvo; vgl. K. Wernicke Griech. Vasen mit Lieblingsnamen 124. W. Klein Griech. Vasen mit Lieblingsinschr. 4. Der Name Megakles findet sich wiederholt auf griechischen Vasen als Lieblingsbeischrift; vgl. W. Klein a. a. O. 64. H. S. Jones Journal of hell. stud. XII (1891) 366. Wie der Name Alkmeon und Megakles, so lässt auch der Name Alkmeonides auf einen Zusammenhang mit dem Alkmeonidengeschlecht schliessen, sei es auf Angehörigkeit oder sei es auf Verschwägerung (vgl. Andok. I 16. CIA I 433 Col. III. CIA II 814).