RE:Amphilochia

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Landschaft in Nordgriechenland, im Hintergrunde des ambrakischen Golfs
Band I,2 (1894) S. 1936 (IA)–1937 (IA)
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Amphilochia (Ἀμφιλοχία), Landschaft im Westen von Nordgriechenland, im Hintergrunde des ambrakischen Golfes; sie stösst im Norden an Ambrakia, im Süden an Akarnanien, im Osten gegen die Doloper und Agraier (Strab. X 450) mag der Inachos die Grenze gebildet haben (vgl. Strab. VI 271). Das Innere ist von Bergen erfüllt; nur in den Golf tritt eine kleine Ebene vor, welche die Hauptstadt Argos Amphilochikon, sowie die festen Schlösser Krenai, Olpai und Metropolis trug, während Idomene über dem nordöstlichen Winkel des Meerbusens gelegen zu haben scheint. Strabon VII 321 bezeichnet die Bewohner als Epiroten; wohl wegen des engeren Verhältnisses zu Akarnanien wurde A. bisweilen als ein Teil dieser Landschaft aufgefasst (Skyl. 34. Steph. Byz. Plin. n. h. IV 5), häufiger aber ausdrücklich davon geschieden: Sophokles bei Strab. VI 271. Skymn. 455f. Dionys. Kalliph. 46f. Strab. VII 321. X 450. Ptolem. III 14, 6. Mela II 53.

Die Bewohner werden von Thukydides (II 68, 5) als Barbaren, von Philipp III. (bei Polyb. XVIII 5, 8) als Nichthellenen bezeichnet, wohl weil ihr Dialect für die übrigen unverständlich war. Nur die Hauptstadt war nach Thukydides a. O. durch die Hineinziehung von Ambrakioten hellenisiert worden, indessen wurde gerade die wachsende Übermacht dieser Mitbewohner der Anlass, dass die Amphilochier Hülfe gegen sie bei den Akarnanen suchten, sie vertrieben und von nun an mit den Akarnanen in ein engeres Verhältnis traten mit dem Bundesgerichte Olpai (Thukyd. III 105, 1). Mit jenen vereint leisteten sie dann auch dem athenischen Feldherrn Demosthenes Heeresfolge und nahmen teil an der Schlacht von Delion im J. 424 v. Chr., die einen Wendepunkt im peloponnesischen Kriege bildete. Später, im J. 390, hielten sie, wiederum gemeinsam mit den Akarnanen, zu Sparta (Xenoph. Ages. 2, 20), wurden später makedonisch, dann dem Pyrrhos unterthan (Plut. Pyrrh. 6) und scheinen schon um 229 zum aitolischen Bunde gehört zu haben (CIG 1914 = Kaibel Epigr. Gr. 183. Polyb. XVIII 5, 8. Liv. XXXII 34, 4); eine Eroberung durch Philipp III. im J. 190 war nur vorübergehend (Polyb. XXI 25, 3. Liv. XXXVIII 3, 3. 10, 3); von einer Verwüstung durch Perseus sprechen ebenfalls Polybios (XXI 27) und Livius (XXXVIII 5). Fulvius Nobilior liess die A. beim aitolischen Bunde (Polyb. XXI 32. Liv. XXXVIII 11); doch wurde sie im J. 167 zu einem selbständigen Gemeinwesen gemacht (Diod. XXXI 8, 6. Sync. chron. p. 268 a Par.) und blieb das wahrscheinlich bis auf Augustus; von den Bedrückungen durch den Proconsul L. Calpurnius Piso 57/56 redet Cicero Pis. 96.

Die Amphilochier werden eine einzige politische Gemeinde gebildet haben; doch enthalten von den Münzen nur die den korinthischen nachgebildeten Pegasosstatere, die man in den akarnanischen Städten vom 4. Jhdt. an zu schlagen begann, die Umschrift Ἀμφιλόχων, und auch diese nur zum Teil; viele von ihnen, sowie die Bronzemünzen, [1937] sind nach der Hauptstadt bezeichnet, s. Imhoof-Blumer Die Münzen Akarnaniens S. 82–97 (aus Wiener Numismat. Ztschr. X 1878). Die Münzen sind reich an kriegerischen Emblemen; von den kriegstüchtigen Amphilochiern als Leichtbewaffneten Thukyd. III 107, 4. 112, 6; vgl. Kaibel Epigr. 189. L. Heuzey Le Mont Olympe et l'Acarnanie 1860 S. 227. 281. E. Oberhummer Akarnanien, Ambrakien, Amphilochien, Leukas im Alterthum, München 1887.