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sen, darauß gevolgt, das die im frawenzimmer, auch seine diener, an klaidern und dem geschuch großen mangl gelitten. Dieweil es aber anders nit sein megen und sie alle im haus von gnaden des allmechtigen durch solchen

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beharrlichen fleis vor aller krankhait und unfahl gelücklichen erhalten, haben sie es ain guete sach sein lassen und in gedult getragen. Mitler weil, als sie den winter zu Wildenstain hausgehalten, hat die alt fraw, herr Gotfridt Wernhers fraw muetter, die pantoffeln durchdretten, also das sie die

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nit mehr anlegen[1] kinden; so haben ir auch keine newe ußer obgehörter ursachen megen werden, derhalben sie die alten pantoffeln eim wächter daselbs, Conlin Uchter genannt, die wider zuzurichten, geben lassen. Derselbig Conlin ist hievor seins handtwerks kain schuchmacher, sonder ain

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schneider gewesen, der hat in ainem schimpf die pantoffeln mit keim leder, sonder mit aim leinin tuch geflickt und die der frawen also wider zugeschickt, welche anfangs der sach übel zufriden und in befragen lasen, was er hiemit gemaine. Hat er geantwurt, er seie vor jaren kein schuchmacher,

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sonder ain schneider gewesen, [566] darumb nehe er wie ain schneider, er künde mit dem leder nit umbgeen, es gehöre den schuchmachern zu. Der antwurt ist sie wol zufriden gewesen, und ist ain groß gelechter darauß worden. Sie hat im auch ain ehrliche schenkin verordnet.

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In solchem sterbendt[2] haben sie gleichen fleis gepraucht in der Mainow und auch die selbst also erhalten. Die herren haben inen selbs die klaider geflickt und die schuch, und ist inen wolgerathen. Darbei ist zu wissen, das herr Gotfridt Wernher ein priester stettigs in dieser gefärlichen zeit

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bei sich zu Wildenstain gehapt, war ain schwarz, hinkends pfeffle von Beuren, hieß herr Balthasar, von Zürich pürtig. Derselb nam sich vilerlai handtwerk an; er beredt sich, glasen künden, darneben zaigt er herr Gottfriden Wernhern die kunst, gueten leim zu sieden, und beredt den gueten

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herren, was großen nutz er im schaffen, so er in leim liese sieden, mit beger, er sollte im alte brief, die nit mehr zu gebrauchen, und ander perment zustellen, darauß wellte er im den leim zurüsten. Herr Gotfridt Wernher ließ sich das fantestle bereden, sucht die alten brief herfür, und unange-


  1. anlegen] hs. anligen.
  2. sterbendt] erwähnt von Roth von Schreckenstein, Die Insel Mainau (1873), s. 94.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_499.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)