Topographia Superioris Saxoniae: Quedlinburg

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Topographia Germaniae
Quedlinburg
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 154–155.
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[T48]
Quedlinburg.
Quedlinburg.
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Quedlinburg.

Diese Statt liegt zwischen Halberstatt / vnd Ermesleben / von jedem Ort 2. Meylen / vnd am Wasser Bode / auff einem lustigen / vnd fruchtbaren Felde. Gegen Mittag / auff Geringerode zu / hat sie den Hartz / vnd seyn Gebürge: gegen Abend liegt das Wundersamb gebaute Schloß Reinstein / oder Regenstein; darauff / vor Zeiten die Graven dieses Nahmens Hof gehalten; wie dann selbige Graffschafft (so sonsten zu dem Stifft Halberstatt / als ein Heimbgefallenes Lehen / vnd hiedurch zum Nider-Sächsischen Craisse / gerechnet wird / vnnd / der Zeit / Herren Wilhelm Graven von Tättenpach / Malteser Ritter Ordens / vnd Röm. Keys. Mayest. geheimen Rath in den Inner Oesterreichischen Landen / zu Grätz / etc. gehörig) hierumb liegen thut. Es ist zu Quedlinburg / vor Jahren / ein Schloß auff einem Berglein gestanden / vnd dieser Ort mit vnderschiedlichen Thürnen / oder Warten / vmbgeben gewesen; damit solcher / von vnderschiedlichen Einfällen / bey so viel Krümmen der Ort herumb / möchte sicher seyn; daher ihr von dieser Burg / oder Schloß / so offt angefochten worden / auch der Nahme kommen solle. Keyser Heinrich der Erste / hat die Statt mit einer Mawer umbgeben / auch allda ein Frawen-Closter / S. Servatio zu ehren / gestifftet / vnd Fr. Mechtild (so theils seine Tochter / die Braunschwigische Chronick aber seine Schwester / auch obgedachte Kirch darin Er / vnd seine Gemahlin / auch Mechtildis genant / ruhen / ein weil zu S. Peter / ein weil zu S. Servatio heisset) zur Ersten Aebbtissin dahin verordnet. Sein Sohn / Keyser Otto der Erste / hat der Heil. Märtyrer Fabiani, Eustachii, Pantaleonis, Hippoliti, vnd der Heiligen Jungfrawen Laurentiae, Cörper / hieher gebracht; wie Fr. Irenicus, auß Lupoldi Buch de Zelo, schreibet. Keyser Otto der Dritte hat vmbs Jahr 985. allhie einen Reichstag gehalten / wie man den Auffrührischen Wenden Widerstand thun möchte / vnd / neben seiner Mumen / oder Baasen / der Abbtissin Mechtilden / in die Ehre vnser Lieben Frawen / daselbst eine Schule für arme Kinder / auff dem Berge / gegen dem Stifft Servatii vber / Mons Zion, hernach der Montzenberg genant / gestifftet / vnnd ein schöne Güldene Cron / vnd andere Güter mehr / hinein gegeben; wie in der angezognen Braunschweigischen Chronick / fol. 103. stehet; daselbst auch / am 224. Blat / gesagt wird / das im Jahr 1269. etliche Fürsten in der Statt Quedlinburg (welche für 3. Jahren / von Graff Hojern zu Falckenstein / wegen seiner Schwester Gertrud / Abbtissin allhie / abgebrant / nunmehr aber wider ein wenig auffgebawet war) einen grossen Landtag gehalten haben. Es war diese Statt vorhin in dem Hanseatischen Bund / vnd mächtig: Aber / weil sie ihrer Abtissin / einer Hertzogin von Sachsen / Gebotten vngehorsamb worden / hat sie ihr Herr Bruder / Churfürst Ernst zu Sachsen / vberzogen / vnnd sie erobert: da sie dann geplündert / der Rulands Säule (so sie / von Alters her / zur Anzeig ihrer Freyheit / gehabt) beraubet / vnd gleichsam in die eusserste Dienstbarkeit / Anno 1477. (al. 75.) gesetzt worden ist. Vnd / von solcher Zeit an / ist dieser Ort in dem Schutz der Hertzogen von Sachsen gewesen; vnnd der Herr Churfürst / belehnter Erbvogt / hat auff dem Lande alle Bottmässigkeit; der Frawen Abbtissin / dieses Keyserlichen Freyen Stiffts (in welches nur Hohen-Standes Personen genommen werden / so der Augspurgischen Confession zugethan seyn / nach dem das Stifft / vnd die Statt / Anno 1539. bey Regierung Fr. Annae / Graven Bothonis von Stolberg Tochter / reformirt worden ist /) aber / gehören die Erbgerichte zu; die sonsten ein Stand deß Reichs / deren / sampt der Statt / Reichs Anschlag Monatlich ist. 1. zu Roß / vnnd 10. zu Fuß. Vnd ist sie / wie auch die Priorin / gemeiniglich eine geborne Fürstin / oder [155] wenigst eine Grävin. Siehe / von deme / was gesagt worden / neben Mynsingero, in seinen Consiliis; Item Cranzio, Chytraeo, Buntingo, vnnd andern auch Laurentium Peccenstein / part. 3. Theatri Saxon. fol. 177. seqq. vnd Iohan. Angel. à Werdenhagen, de Rebus. publ. Hanseaticis, part. 3. cap. 6. fol. 229. col. 1. seqq. In dem nächsten Teutschen Krieg / hat Quedlinburg auch viel erlitten. Vnd lagen / vnder andern / Anno 1640. Schwedische allhie / Anno 41. den 10. 20. Maij / thate der Keyserisch Obrister Laba / mit zwey tausent Curassiern / allda einfallen / vnd versahe deß Bannerischen Leib-Regiments Quartiermeister / gewarneter Dingen / seine Schantz; vnd bekame gedachter Oberster bey 500. Reisiger / vnd tausendt Marquetender / auch andere Commiß-Pferde / sampt 3. Gutschen Frawenzimmer / das viel Geld bey sich hatte / zur Beut; den Ort aber hat er wider verlassen. Anno 1642. seyn die Schwedisch-Königsmärckische / im Frühling / hieher kommen / so die Burger / vnd das Feduarisch Croatisch Plunderwerck / geplündert / in 50. Pferd / vnd bey 60. vnberittene Knecht / bekommen. Hernach hat es bey Quedlinburg einen Scharmützel / zwischen den Keyserischen / vnd Schwedischen / gegeben / da beyderseits etliche geblieben / vnnd gefangen worden seyn. Anno 43. als sie / die Schwedischen / Halberstatt blocquiren wolten / seyn sie wider hieher kommen. Siehe Tomum 4. Theatri Europ. f. 646. b. 919. b. vnd Tom. 5. fol. 113. b.