Page:Schlick - Gesammelte Aufsätze (1926 - 1936), 1938.djvu/38

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Was aber läßt sich denn nun ausdrücken, wenn der eigentliche Inhalt des Erlebens jenseits aller Beschreibung ist? Was bleibt übrig, wenn alle erlebten Qualitäten, Farben, Töne, Gefühle, kurz alle inhaltlichen Bestimmungen des Bewußtseinsstromes als schlechthin subjektiv und unbeschreibbar für eine Mitteilung nicht in Frage kommen? Man möchte zunächst glauben, daß überhaupt nichts übrig bleibt, da wir doch wohl unsere Erlebnisse und Gedanken von allem Inhalt nicht ganz und gar befreien konnen. Oder sind etwa die Beziehungen zwischen den Bewußtseinsinhalten etwas, das der subjektiven Sphäre entrückt ist und daher mitgeteilt werden kann?

Ich weiß zwar nicht, ob jemand, der einen roten Gegenstand betrachtet, dabei das Gleiche erlebt wie ich, aber ich stelle fest, daß er diesen Gegenstand auch stets als rot bezeichnet (wenn er nicht farbenblind ist). Wir können hieraus schließen, daß wir zwar nicht wissen, ob das Wort „rot“ für ihn denselben Sinn hat, wie für mich, daß aber für ihn jedenfalls sich mit dem Worte „rot“ immer der gleiche Sinn verbindet. Wir könnten also versucht sein zu sagen, daß jedenfalls die Beziehung der Gleichheit zwischen zwei Erlebnissen von ihm ebenso erlebt würde wie von mir. Aber dies wäre nicht richtig formuliert, denn wiederum braucht das Gleichheitserlebnis qualitativ, inhaltlich, beim anderen nicht dasselbe zu sein wie bei mir. Das Beziehungserlebnis, das er hat, wenn er etwa zwei gleiche Gegenstände sieht, könnte von meinem Beziehungserlebnis unter gleichen Umständen verschieden sein — immer vorausgesetzt, daß es einen Sinn hätte, hier von Gleichheit oder Verschiedenheit überhaupt zu reden. Erlebnisse von Beziehungen nämlich enthalten — wie alle Erlebnisse — auch immer qualitative Momente, sie sind inhaltlich verschieden. Wodurch z.B. sich das Erlebnis eines räumlichen Nebeneinander von demjenigen eines zeitlichen Nacheinander unterscheidet, läßt sich nicht auf Begriffe bringen, sondern es muß in letzter Linie erlebt werden. Die anschaulich räumlichen und die anschaulich zeitlichen Beziehungen haben qualitativ verschiedene Inhalte und dasselbe gilt von allen unmittelbar erlebten Beziehungen. Wenn also weder die Inhalte des Bewußtseins, noch die Beziehungen zwischen ihnen ausdrückbar sind, was bleibt dann als mitteilbar übrig?

Daß merkwürdigerweise tatsächlich noch etwas übrig bleibt, zeigt uns

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