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LOGISCH-PHILOSOPHISCHE ABHANDLUNG

(So kommen in den „Principia Mathematica" von Russell und Whitehead Definitionen und Grundgesetze in Worten vor. Warum hier plotz- lich Worte? Dies bediirfte einer Rechtfertigung. Sie fehlt und muss fehlen, da das Vorgehen tatsach- lich unerlaubt ist.)

Hat sich aber die Einfuhrung eines neuen Behelfes an einer Stelle als notig erwiesen, so muss man sich nun sofort fragen : Wo muss dieser Behelf nun i m m e r angewandt werden ? Seine Stellung in der Logik muss nun erklart werden.

5.453 Alle Zahlen der Logik miissen sich rechtfertigen lassen.

Oder vielmehr : Es muss sich herausstellen, dass es in der Logik keine Zahlen gibt. Es gibt keine ausgezeichneten Zahlen.

5.454 In der Logik gibt es kein Nebeneinander, kann es keine Klassifikation geben.

In der Logik kann es nicht Allgemeineres und Spezielleres geben. 5.4541 Die Losungen der logischen Probleme miissen einfach sein, denn sie setzen den Standard der Einfachheit.

Die Menschen haben immer geahnt, dass es ein Gebiet von Fragen geben miisse, deren Antworten — a priori — symmetrisch, und zu einem abge- schlossenen, regelmassigen Gebilde vereint- liegen.

Ein Gebiet, in dem der Satz gilt : simplex sigillum veri. 5.46 Wenn man die logischen Zeichen richtig

einfiihrte, so hatte man damit auch schon den Sinn aller ihrer Kombinationen eingefiihrt; also nicht nur „pvq" sondern auch schon „ '^ (p v '^ q)'* etc. etc. Man hatte damit auch schon die Wirkung aller nur moglichen Kombinationen von Klammern eingefiihrt. Und damit ware es klar geworden, dass die eigentlichen allgemeinen Urzeichen nicht

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