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LOGISCH-PHILOSOPHISCHE ABHANDLUNG

Bildhaftigkeit unserer Ausdrucksweise, ruht in der

Logik der Abbildung. 4.016 Um das Wesen des Satzes zu verstehen, denken

wiran dieHieroglyphenschrift,welche die Tatsachen

die sie beschreibt abbildet.

Und aus ihr wurde die Buchstabenschrift, ohne

das Wesentliche der Abbildung zu verlieren. 4.02 Dies sehen wir daraus, dass wir den Sinn des

Satzzeichens verstehen, ohne dass er uns erklart

wurde.

4.021 Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit : Denn ich kenne die von ihm dargestellte Sachlage, wenn ich den Satz verstehe. Und den Satz verstehe ich, ohne dass mir sein Sinn erklart wurde.

4.022 Der Satz z e i g t seinen Sinn.

Der Satz z e i g t, wie es sich verhalt, wenn er wahr ist. Und er s a g t, dass es sich so verhalt.

4.023 Die Wirklichkeit muss durch den Satz auf ja oder nein fixiert sein.

Dazu muss sie durch ihn vollstandig beschrieben werden.

DerSatz istdie Beschreibungeines Sachverhaltes.

Wie die Beschreibung einen Gegenstand nach seinen externen Eigenschaften, so beschreibt der Satz die Wirklichkeit nach ihren internen Eigen- schaften.

Der Satz konstruiert eine Welt mit Hilfe eines logischen Geriistes und darum kann man am Satz auch sehen, wie sich alles Logische verhalt, wenn er wahr ist. Man kann aus einem falschen Satz Schliisse ziehen.

4.024 Einen Satz verstehen, heisst, wissen was der Fall ist, wenn er wahr ist.

(Man kann ihn also verstehen, ohne zu wissen, ob er wahr ist.)

Man versteht ihn, wenn man seine Bestandteile versteht.

4.025 Die Ubersetzung einer Sprache in eine andere

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