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LOGISCH-PHILOSOPHISCHE ABHANDLUNG

Der Ausdruck des formalen Begriffes also, eine Satzvariable, in welcher nur dieser charakteristische Zug konstant ist. 4.127 Die Satzvariable bezeichnet den formalen

Begriff und ihre Werte die Gegenstande, welche unter diesen Begriff fallen.

4.1271 Jede Variable ist das Zeichen eines formalen Begriffes.

Denn jede Variable stellt eine konstante Form dar, welche alle ihre Werte besitzen, und die als formale Eigenschaft dieser Werte aufgefasst werden kann.

4.1272 So ist der variable Name „x" das eigentliche Zeichen des Scheinbegriffes Gegenstand.

Wo immer das Wort „Gegenstand" („Ding", „Sache", etc.) richtig gebraucht wird, wird es in der Begriffsschrift durch den variablen Namen ausgedriickt.

Zum Beispiel in dem Satz „es gibt 2 Gegen- stande, welche . . ." durch „(ax,y) . . .".

Wo immer es anders, also als eigentliches Begriffswort gebraucht wird, entstehen unsinnige Scheinsatze.

So kann man z. B. nicht sagen „Es gibt Gegen- stande", wie man etwa sagt „Es gibt Bucher". Und ebenso wenig „Es gibt 100 Gegenstande", oder „Es gibt N^ Gegenstande".

Und es ist unsinnig, von der Anzahl aller Gegenstande zu sprechen.

Dasselbe gilt von den Worten ,,Komplex**, ,,Tatsache*S ,,Funktion*S ,,Zahl'*, etc.

Sie alle bezeichnen formale Begriffe und werden in der Begriffsschrift durch Variable, nicht durch Funktionen oder Klassen dargestellt. (Wie Frege und Russell glaubten.)

Ausdriicke wie ,,i ist eine Zahl**, ,,es gibt nur Eine NulP* und alle ahnlichen sind unsinnig.

(Es ist ebenso unsinnig zu sagen ,,es gibt nur

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