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Max Havelaar
273
Da hast du lang geweint,—das war Gefühl.’
‘Doch, Mutter ist Gefühl denn Schmerz?’
‘Ja oft,
Doch immer nicht, . . . bisweilen nicht! Du weisst
Wenn's Schwesterlein dir in die Haare greift,
Und krähend dir’s Gesichtchen nahe drückt,
Dann lachst du freudig, das ist auch Gefühl.’
‘Und dann mein Schwesterlein. . . es weint so oft,
Ist das vor Schmerz. . . hat sie denn ach Gefühl?’
‘Vielleicht, mein Kind, wir wissen’s aber nicht,
Weil sie so klein es noch nicht sagen kann.’
‘Doch Mutter. . . höre, was war das?’
‘Ein Hirsch
Der sich verspätet im Gebüsch, und jetzt
Mit Eile heimwärts kehrt und Ruhe sucht
Bei andren Hirschen die ihm lieb sind’—
‘Mutter,
Hat solch ein Hirsch ein Schwesterlein wie ich,
Und eine Mutter auch?’
        ‘Ich weisz nicht, Kind.’
‘Das würde traurig sein wenn’s nicht so wäre!
Doch Mutter, sieh. . . was schimmert dort im Strauch?
Sieh wie es hüpft und tanzt. . . ist das ein Funk?’
‘ ’s Ist eine Feuerfliege.’
        ‘Darf ich 's fangen?’
‘Du darfst es, doch das Flieglein ist so zart,
Du wirst gewisz es weh thun und sobald
Du ’s mit den Fingern all zu roh berührst,
Ist ’s Thierchen krank, und stirbt und glänzt nicht mehr.’
‘Das würde Schade sein. . . ich fang ’es nicht, . . .
Sieh da verschwand es, . . . nein, es kommt hierher, . . .
Ich fang’es doch nicht. . . wieder fliegt es fort,
Und freut sich dasz ich’s nicht gefangen habe, . . .
Da fliegt es. . . hoch. . . da oben... was ist das,
Sind das auch Feuerflieglein dort?’
          ‘Das sind
Die Sterne.’
      ‘Ein’, und zwei und zehn und tausend!
Wieviel sind denn wohl da?’
         ‘Ich weiss es nicht;

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